Alternativen zur Haartransplantation

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Frau Dr. Sobczak, als Fachärztin für Dermatologie sind Sie seit einigen Jahren auf die Haartransplantation spezialisiert.

Welche Alternativen gibt es zu einer Haartransplantation?

Frau Dr. Sobczak:

Inzwischen gibt es Medikamente, die den Haarausfall verlangsamen oder stoppen können. Ein bekannter Wirkstoff ist Finasterid. Normalerweise wird dieser Wirkstoff bei einer gutartigen Prostatavergrößerung angewandt. Das Medikament ist verschreibungspflichtig. Finasterid stoppt den erblich bedingten Haarausfall bei Männern. Wer keine Haare mehr hat, kriegt aber natürlich keine neuen Haare. Das Medikament ist nicht ganz nebenwirkungsfrei. Das sind Medikamente natürlich nie. Bekannt ist, dass Finasterid die Libido negativ beeinflussen kann, also die Lust auf Sex.

Minoxidil ist ein weiterer Wirkstoff, der den erblich bedingten Haarausfall stoppt. Wie Minoxidil wirkt und warum es wirkt, ist nicht bekannt. Dieser Wirkstoff wird bei schwer behandelbarem Bluthochdruck verschrieben.

Beide Wirkstoffe helfen nur, wenn sie regelmäßig angewendet werden. Viele meiner Patienten sind wollen nicht den Rest ihres Lebens ein Medikament nehmen oder sich Chemie auf die Kopfhaut auftragen. Natürlich muss das aber jeder für sich selbst entscheiden.

Nach aktuellem Stand der Wissenschaft bleibt nur die Haartransplantation übrig. Wer schon mit Geheimratsecken oder anderen kahlen Stellen zur Sprechstunde kommt, hat auch keine andere Wahl. Hier helfen die Medikamente nicht weiter. Es gibt nur drei Lösungen: Perücke, Haartransplantation oder einfach damit leben.

Frau Dr. Sobczak, es gibt zwei unterschiedliche Methoden. Die FUE und die FUT Methode. Welche ist die bessere?

Vor- und Nachteile haben beide Methoden. Keine Methode ist moderner oder altmodischer. Es gibt auch keine bessere oder schlechtere Methode. Es sind unterschiedliche Verfahren, die sich in der Entnahmetechnik unterscheiden.

Mit der FUT Methode erreichen sie in der Regel eine Anwachsrate von über 90 % und damit ist diese in diesem Punkt Methode unübertroffen. Sie hinterlässt aber eine ganz dünne, kaum sichtbare Narbe. Nach der FUE-Methode kann man sich schneller in der Öffentlichkeit wieder zeigen und kann auch einen extrem kurzen Haarschnitt tragen, da keine sichtbaren Narben zu sehen sind.

Ich berate jeden Patienten individuell. Erst auf Basis dieser Haarberatung beurteile ich, welches Verfahren besser für den Patienten ist. Natürlich muss man auch auf die Wünsche der Patienten eingehen.

Unabhängig vom Verfahren ist die moderne Haartransplantation nach FU-Technik (Follicular Unit) heute die fortschrittlichste und sicherste Methode, um kahle Kopfstellen erfolgreich zu. 

Wie lange dauert eine Behandlung?

Die Dauer der Behandlung ist sehr individuell und hängt von der Haarsituation, der Zahl der benötigten Transplantate und dem verwendeten Verfahren ab. Durchschnittlich dauert eine Haartransplantation zwischen drei und acht Stunden. Ein FUT-Eingriff wird immer an einem Tag durchgeführt. Bei FUE-Eingriffen ist es manchmal notwendig, die Behandlung auf 2 Tage auszuweiten.

Was sind die häufigsten Komplikationen, die auftreten können?

Komplikationen sind sehr selten, können aber gelegentlich vorkommen. In einzelnen Fällen treten lokale Probleme auf. Bei der FUT-Methode kann es selten vorkommen, dass die Narbe etwas breiter wird als man sich das wünscht. Das ist aber kein ästhetisches Problem, weil die Narbe von den Haaren verdeckt wird. Manchmal tritt auch ein Taubheitsgefühl im Empfänger- oder Spenderareal auf. Das Taubheitsgefühl verschwindet innerhalb von wenigen Tagen wieder.

Jeder Patient wird von mir vor jeder Behandlung sorgfältig aufgeklärt. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass bei einer Haartransplantation es sehr selten zu Komplikationen kommt.

Müssen Patienten in der Klinik bleiben?

Nein, bei uns muss keiner übernachten. Die Behandlung findet unter örtlicher Betäubung statt. Die Patienten können am gleichen Tag wieder nach Hause.

Ist eine Haartransplantation schmerzfrei?

Nein, aber schmerzarm. Das Schmerzempfinden meiner Patienten ist natürlich sehr individuell. Das Areal, von dem wir die Harre entnehmen wird örtlich betäubt. Die Patienten spüren bei der Entnahme des Streifens (FUT-Methode) oder der einzelnen Haarfollikel (FUE-Methode) lediglich ein Ziehen (FUT) bzw. punktuelles Drücken (FUE). Vor der Behandlung gebe ich meinen Patienten zur Entspannung ein Beruhigungsmittel. Während der Behandlung können sich die Patienten mit dem Team unterhalten, ein wenig Musik hören oder einfach ein gutes Buch lesen.

Frau Dr. Sobczak, fällt eine Haartransplantation auf?

Nein, noch nicht mal der eigene Friseur erkennt eine Haartransplantation. Wundert sich höchstens über die neue Haarpracht. Die Methoden sind mittlerweile so gut, dass bei der Verteilung der Grafts auch die natürliche Wuchsrichtung berücksichtigt wird. Das Ergebnis sieht natürlich aus.

Was müssen Patienten nach einer Haartransplantation beachten?

Nach der Behandlung tragen unsere Patienten eine spezielle Kopfbedeckung. Die Kopfbedeckung muss in den ersten Tagen getragen werden, damit das Operationsfeld geschützt ist.

Sauna und Solarium sollten 14 Tage lang gemieden werden. Einige Sportarten wie Schwimmen und Fußball sind in den ersten zwei Wochen auch zu meiden.

Grundsätzlich gilt, dass bei der FUT-Methode Patienten in den ersten 10 bis 14 Tagen starke körperliche Anstrengungen vermeiden müssen.

Frau Dr. Sobczak, vielen Dank für das Gespräch. Haben Sie noch Tipps, wo sich Patienten detaillierter informieren können?

Auf meiner Webseiten finden Sie weitere Informationen dazu. Es gibt auch Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zur androgenetischen Alopezie (Haarausfall). In vielen Youtube Videos werden die Methoden sehr gut beschrieben.


Letzte Änderung: 15.10.2018

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