Amalgamfüllungen: Glaubensfrage oder Gesundheitsgefahr?
Seit fast 200 Jahren setzen Zahnärzte Amalgamfüllungen ein, begleitet von der Diskussion darum, ob diese Quecksilberlegierungen gesundheitlich bedenklich sind.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts stritten sich in den USA die Gelehrten, in Deutschland flammte die Kontroverse erstmals nach 1920 auf. Mittlerweile hat die EU beschlossen, dass Zahnlöcher von Schwangeren, Stillenden und Kindern ab Juli 2018 nur noch in Ausnahmefällen mit Amalgam gefüllt werden dürfen. Patienten hierzulande sind seit den 1980er Jahren durch Berichte verunsichert, laut denen Amalgam zu Vergiftungen führen und für Müdigkeit, Kopfschmerzen, Niedergeschlagenheit und ähnliche Symptome verantwortlich sein könnte.
Wie verläuft eine Entfernung von Amalgamfüllungen?
Wenn sich Patienten dazu entschließen, ihre alten Amalgamfüllungen entfernen und durch andere Materialien ersetzen zu lassen, bohren die Zahnärzte zunächst die vorhandenen Amalgamfüllungen aus und saugen die dabei entstehenden Partikel auf. Um zu verhindern, dass quecksilberhaltige Partikel, Staub oder Dampf sich im Mundraum verteilen, wird das zu behandelnde Areal mit einem Gummituch abgedeckt und das Absaugen kann so zuverlässig funktionieren. Später werden die freigelegten Zahnlöcher dann mit einem alternativen Material gefüllt.

Da sich selbst Zahnärzte bis heute nicht einig sind, wie die Vor- und Nachteile von Amalgamfüllungen zu bewerten sind, liegt die Entscheidung zur Amalgamentfernung beim mündigen Patienten. Folgt man dem Rat der EU, sollten bei neuen Füllungen möglichst andere Werkstoffe zum Einsatz kommen. Alte Amalgamfüllungen ersetzen zu lassen, ist zwar eine aufwendige Prozedur, kann sich aber gerade bei Gesundheitsbeschwerden bezahlt machen.
Was sind die Alternativen zu Amalgamfüllungen?
Wer sich dazu entscheidet, zumindest neue Zahnschäden nicht mit Amalgam ausbessern zu lassen, hat seit jeher die Möglichkeit, Gold als Füllmaterial und für Kronen zu nutzen. Der große Vorteil des Werkstoffs Gold ist seine Langlebigkeit. Amalgamfüllungen halten rund zehn Jahre, Goldfüllungen durchaus auch 30 Jahre. Nachteile sind der vergleichsweise hohe Preis, der durch Materialkosten und auf aufwendige Arbeit des Zahnarztes entsteht, sowie die unübersehbar unnatürliche Farbe.
Vom ästhetischen Gesichtspunkt aus haben sich Keramikfüllungen bewährt, die besonders genau an die Farbe der umliegenden Zähne angepasst werden können. Auch hier wird wie bei Gold zunächst eine Form erstellt und das Inlay dann passgenau vor dem Einsetzen in das Zahnloch gefertigt. Daraus ergeben sich Mehrkosten, die von den Krankenkassen meist nicht getragen werden. Neben dem ästhetischen Vorteil punkten Keramikinlays mit ihrer gesundheitlichen Unbedenklichkeit und hoher Bioverträglichkeit.
Mittlerweile am häufigsten als Ersatz für Amalgam werden Kunststofffüllungen, fachsprachlich Kompositfüllungen genannt, eingesetzt. Hier wird ein Mix aus Kunststoff mit Glas, Harz oder Keramik schichtweise in die Zahnlücke gegeben und mittels ultravioletten Lichts ausgehärtet. Das Allergierisiko gilt als gering, das Material ist ästhetisch ansprechend und die Zuzahlungen des Patienten überschaubar.