Rohkost - Meine Erfahrungen mit einer...
“Was passiert, wenn der heutige Mensch sich so ernährt, wie unsere Vorfahren, die Menschenaffen, in den tropischen Wäldern?“
Kann man so überleben? Von 1992 - 2002 habe ich an einem solchen Ernährungsexperiment teilgenommen. Natur pur - essen, wie die Natur es gibt; ohne kochen, mischen, würzen. ...und Sie sehen, ich lebe noch :-) Aus den Beobachtungen in dieser Zeit, kombiniert mit schulmedizinischem und ernährungswissenschaftlichem Wissen habe ich die Grundlage für die Ausbildung zum geprüften Ernährungsberater entwickelt. Aus der Praxis für die Praxis.
Hallo und guten Tag lieber Leser,
vielen Dank für Ihr Interesse.
Vor 14 Jahren las ich das erste Mal etwas über Ernährungsumstellung, einen Artikel von Professor Michael Lukas Moeller, der verkündete, dass sich viele positive Veränderungen dadurch bei ihm eingestellt haben. So zum Beispiel:
- generelles Wohlbefinden,
- ausgeglichene Stimmung,
- nervliche Entspannung,
- Wegfall von Verdauungsbeschwerden
- und Müdigkeit nach dem Essen,
- besserer Schlaf,
- leichtes Erwachen,
- gesteigertes Konzentrationsvermögen
- und besseres Durchhaltevermögen.
"Klasse!" dachte ich, das mache ich auch!
Ich bestellte mir sein Buch und war sehr überrascht, dass es dabei um Rohkost ging. Das hatte ich glatt überlesen. Sonst hätte ich das Buch auch sicherlich nicht bestellt und die ganze Sache als "zu extrem" abgestempelt. Ich wollte das nun doch ausprobieren. Aber irgendwie verstand ich das nicht -rohe Kartoffeln, das schmeckt doch nicht! Ich sehe mich noch vor dem Teller voller roher Kartoffeln sitzen und die Nase rümpfen und gleichzeitig allen erzählen, ich mache jetzt Rohkost! Na ja, da gab es bei mir noch einen großen Informationsbedarf.
Ich las andere Bücher und hörte von einem außergewöhnlichen Ernährungsexperiment in Frankreich, welches vor 35 Jahren begann und in dem sich bis heute ca. 40.000 Menschen ernährt haben wie unsere Vorfahren in den Wäldern, die Menschenaffen. Manche Menschen führten diese Ernährungsweise nur einige Tage, andere bis zu mehreren Jahren durch.
So etwas hatte ich noch nie gehört! Dann erfuhr ich auch, dass unser genetisches Erbgut nur zu ca. 0,6 % von dem der Schimpansen abweicht.
Was heißt das?
Ich sah in den Spiegel… hm? Das heißt, im Klartext, dass ich zu 99,4% ein Affe bin. Das war ganz schön ernüchternd.
Und wie ernährten sich unsere Vorfahren?
Sie verzehrten ausschließlich in der Natur zu findende Nahrungsmittel z.B. handgepflückte Wildfrüchte aus dem Wald, knackig frische Gemüse, Wurzeln, wilden Honig, Pollen in der Wabe, exotische Nüsse, Algen, Trockenfrüchte, Oliven und das alles in unverändertem Zustand, ohne zu mischen, würzen oder zu kochen.
Als ich hörte, was es alles Essbares auf unserem Planeten gibt, was ich gar nicht kenne, fand ich es nicht mehr so schlimm, dass mir die Kartoffeln nicht geschmeckt hatten. Meine Neugierde wuchs.
Ich kontaktierte das Institut. Ich hatte immer nur Franzosen am Telefon und das einzige Wort was ich kannte war "merci". Gut, dachte ich, dann mache ich eben Urlaub dort und meldete mich als Kurgast an. Ich war super gespannt und freute mich riesig. Ich dachte, jetzt fahre ich ins Paradies!
Endlich dort angekommen bezog ich mein Zimmer. Zum Essen trafen wir uns alle im Speisesaal, wo ca. 250 essbare Wunder der Natur auf uns warteten, eine riesige Auswahl an naturbelassenen Nahrungsmitteln.
Zimtapfel, Cempedak, Sapote Mamey, Maracujas, Sapotillen, Macadamias…
…ich kannte gar nix…
...Aber da war immer diese unangenehme Geruch, der mit paradiesischen Düften wenig zu tun hatte.
Warum roch es hier so unangenehm? Komisch!
Die Erklärung war, wenn unser Körper noch viele Schadstoffe durch unsere übliche Ernährung angesammelt hat, sind die Entgiftungsreaktionen zu stark. So "schützt" uns unser Körper vor zu heftigen Reaktionen indem er die Nahrung „stinken“ lässt.
Mit der Zeit verschwand das vollkommen und verwandelte sich in wahrhaft paradiesische Düfte und Geschmäcker. Das war sehr beeindruckend, das am eigenen Leibe zu spüren, dass ein und dieselbe Frucht sehr schlecht und nach einer Zeit sehr gut riechen und schmecken kann.
Kurz vor Ende meines Urlaubs erfuhr ich, dass ein riesiges leerstehendes Gebäude auf dem Gelände ausgebaut werden sollte. Und ich bekam einen Job angeboten, auf der Baustelle. Ich war überglücklich und fuhr gar nicht erst nach Hause, sondern blieb gleich dort. Ich hätte nie gedacht, dass eine Arbeit auf der Baustelle so viel Spaß machen kann. Wir gossen Beton, zogen zwei neue Stockwerke ein, isolierten das Dach, bearbeiteten die Holzbalken, installierten riesige Kühlräume usw.
Irgendwie war das alles sehr symbolisch, das Gleiche passierte mit meinen Essensgewohnheiten. Ich baute eine völlig neue Struktur auf, und entdeckte die Sprache meines Körpers. Diese funktioniert bei Menschen noch genau so gut wie beim Tier in der Natur, nach einer kurzen Anlernphase. Noch dazu beinhaltet die ursprüngliche Nahrungsumwelt des Homo Sapiens ein unglaublich hohes Geschmacksniveau, mit all den schillernden Facetten im Geschmack und Geruch, die sehr fein und detailliert sind.
Ich hatte niemals zuvor so viel Genuß beim Essen.
Nach einiger Zeit fand ich Geschmäcker, die ich aus dem Gekochten kannte in natürlichen Produkten wieder. z.B.:
- Eiersalat, den ich immer sehr mochte, in Sapote Amerillo,
- Hefekuchen in Lucuma,
- Spaghetti bolognese in einer wilden Honigwabe mit Pollen,
- Zwiebelkuchen und Sahnecremetorte mit einer leichten Mokka-Rum-Note im Durian,
- Dosenfisch mit Tomatensoße und Gemüse in überreifer Jackfrucht,
- Likör in alkoholisierten Sapotillen,
- Milchreis mit Zimt und Zucker im Zimtapfel,
- Mettwurst in Safu.
Sehr erstaunliche Sache!
Wer hat hier von wem "abgeguckt"?
Kreieren wir vielleicht in unserer Zivilisationskost unbewusst Geschmäcker, die in uns genetisch seit Urzeiten eingeschrieben sind und die wir viele Millionen Jahre in der Natur zur Verfügung hatten. Als die Baustelle beendet war, habe ich in der „Rohkostküche“ gearbeitet. Ich war für die Versorgung der Mitarbeiter und Kurgäste zuständig. So konnte ich meine vernachlässigten Küchen-Triebe umsetzen. Zum Beispiel die Früchte sortieren, zum Reifen bringen, lagern und schneiden zum Trocknen. Es war mir ein echtes Bedürfnis, mich so viel mit dem Essen zu beschäftigen und alles Neue auch praktisch immer wieder zu tun.
Übrigens... Nach einigen Monaten erhielt ich einen Brief in Frankreich, der mir über mehrere Umwege von Deutschland nachgesandt wurde. Es war die Antwort auf meine 1. Bewerbung. "Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass wir im Moment keine weiteren Mitarbeiter benötigen…“ Zufall oder nicht, das war schon eine lustige Sache.
Letztendlich habe ich ganze zehn Jahre gebraucht, um alles auszuprobieren, zu verstehen und kennen zu lernen bis ich ganz zufrieden war. Diese Zeit hat mein Leben grundlegend verändert und ich habe eine neue stabile Basis für mein Leben und meine Gesundheit gefunden.
2002 bin ich nach Deutschland zurückgekommen. Anfangs kam ich mir vor wie von einem anderen Stern und habe wieder gelernt, im Berliner Großstadtdschungel zu überleben.
In dieser Zeit habe ich den Abschluss zur ärztlich geprüften Ernährungsberaterin und zur Heilpraktikerin gemacht und bilde nun selbst Ernährungsberater aus.
Puh, das war eine lange Geschichte. Vielleicht treffen wir uns ja mal persönlich.
Wenn Sie Fragen haben rufen Sie mich an 030 25 79 79 32
Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.
Ihre Petra Rohrmann