Vogelgrippe - Was ist das?

Aus der Kategorie ein Expertenbeitrag Symptome & Krankheiten

Vogelgrippe ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Viruserkrankung der Vögel, hervorgerufen durch Influenzaviren.

Der Begriff Vogelgrippe ist unscharf: Damit ist einerseits der in der veterinärmedizinischen Literatur und in der Tierseuchengesetzgebung verwendete Begriff „Geflügelpest“ – in der englischsprachigen Fachliteratur HPAI (high pathogen avian influenza = hochpathogene aviäre Influenza) – gemeint, an der Vögel sterben. Damit kann aber auch LPAI (low pathogen avian Influenza = niedrigpathogene aviäre Influenza) gemeint sein, ein grippaler Infekt von Vögeln. In jüngerer Zeit wird der Begriff „Vogelgrippe“, allerdings meist im populärwissenschaftlichen Gebrauch, zunehmend nur für eine bestimmte Unterform dieser Erkrankung verwendet, die durch den Virus-Subtyp Influenza A/H5N1 verursacht wird.

Wie alle anderen durch Influenzaviren verursachten Geflügelkrankheiten ist die Vogelgrippe eine meldepflichtige Tierseuche. In Einzelfällen sind die Viren in den vergangenen Jahren auch auf Säugetiere und auf Menschen übertragen worden, die Erkrankung ist also eine Zoonose.

H5N1-Virus

Das Virus Influenza A/H5N1 ist ein behülltes Einzel(-)-Strang-RNA-Virus aus der Familie der Myxoviren und besitzt zwölf Proteine. Der Durchmesser des Virus beträgt etwa 100 Nanometer, es besitzt etwa 14.000 Nukleotide.

Der Erhalt der Infektionsfähigkeit des Erregers ist in der Außenwelt nicht sehr hoch und kann durch die handelsüblichen Desinfektionsmittel unschädlich gemacht werden. Jedoch kann das Virus – geschützt durch organisches Material wie Körpersekrete, Kot und Ähnliches – in Tierställen und insbesondere bei niedrigen Temperaturen einige Wochen überstehen. Infektiös bleiben die Viren bei 4 °C zum Beispiel ca. 30 bis 35 Tage in Kot, Geflügelfleisch oder gelagerten Eiern, bei 37 °C hingegen nur sechs Tage. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die Viren nicht mehr infektiös, wenn sie Temperaturen über 70 °C ausgesetzt wurden, so dass eine Übertragung über durchgegarte Eier oder andere durchgegarte Geflügel- und Fleischprodukte als ausgeschlossen gilt.

Übertragung von Tier zu Tier

Die Folgen der H5N1-Ausbrüche gelten laut New Scientist mittlerweile als die schlimmste Erkrankungswelle, die jemals unter Tieren bekannt geworden ist, vergleichbar allenfalls mit der Rinderpest. Grundsätzlich werden bei Zuchtgeflügel die gleichen Infektionswege wie bei anderen Influenzaviren beobachtet: Die H5N1-Viren können durch Kotpartikel verbreitet werden, die über so genannte „Hühnerabfälle“ (Tierreste) auch in industrielles Geflügelfutter gelangen können; ferner können sie beim Schlachten über Blut verbreitet werden sowie über Kleidung und Arbeitsgeräte.

Auf einer gemeinsamen Konferenz der FAO und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) wurde Ende Mai 2006 jedoch von Forschern der Erasmus-Universität (Rotterdam) darauf hingewiesen, dass H5N1-Viren bei Wildvögeln - anders als sämtliche anderen bekannten Influenzaviren - offenbar stärker über den Atemtrakt als über den Kot ausgeschieden werden. Dies erkläre möglicherweise, warum unter nahezu 100.000 Kotproben von lebenden Wildvögeln, die in den 10 Monaten vor Mai 2006 in Europa analysiert wurden, kein einziger H5N1-Fall entdeckt wurde.

Auf der 11. Jahreskonferenz von Living Lakes, des weltweiten Netzwerks von Seen und Feuchtgebieten, wurde Ende 2006 festgestellt, dass noch immer unklar ist, welcher Anteil dem Handel mit Vögeln und mit Geflügelprodukten bei der Ausbreitung von A/H5N1 zukommt und welcher Anteil den Wildvögeln. Die meisten Vogelkundler neigen zu der Ansicht, dass A/H5N1 in erster Linie eine Krankheit landwirtschaftlichen Geflügels sei.

Vögel

Symptome bei Vögeln

Die Symptome des akuten Verlaufs einer A/H5N1-Infektion sind identisch mit den Symptomen, die andere Virussubtypen der Geflügelpest hervorrufen. Besonders schwer ist der Krankheitsverlauf regelmäßig bei Hausgeflügel, insbesondere bei Hühnern und Truthühnern. Als Inkubationszeit werden von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) „maximal 21 Tage“ ausgewiesen.

Neben Zeichen allgemeiner Schwäche (Apathie, Inappetenz, stumpfes, struppiges Federkleid) treten hohes Fieber, eine erschwerte Atmung mit geöffnetem Schnabel, Ödeme (d. h. Schwellungen aufgrund Flüssigkeitsaufstauung) an Kopf, Hals, Kamm, Kehllappen, Beinen und Füßen, Blauverfärbung von Haut und Schleimhäuten, wässerig-schleimiger und grünlicher Durchfall, neurologische Störungen (sonderbare Haltung des Kopfes, Störungen der Motorik) auf. Die Legeleistung sinkt, die Eier sind dünnwandig oder schalenlos. Die Mortalität in infizierten Hausgeflügelbeständen ist sehr hoch: Der Tod tritt bei nahezu allen Tieren ein.

Wildlebende Wasservögel

A/H5N1 fiel in Asien zunächst dadurch auf, dass durch dieses Virus auch viele von anderen Influenza A-Viren weniger stark gefährdete Zugvögel getötet wurden. Influenza A-Viren sind unter wildlebenden Enten und anderen Wasservögeln weit verbreitet; diese Tiere werden daher als „natürliches Reservoir für das Virus“ bezeichnet. Charakteristisch für solche Reservoirwirte ist häufig, dass sie selbst gar nicht oder zumindest nicht schwer erkranken. Evolutionsbiologen deuten derartige Formen einer Koexistenz dahingehend, dass sich auf längere Sicht vor allem jene Virus-Varianten in der Population ihrer Reservoirwirte verbreiten, die ihre Wirte nicht töten. Wird nämlich der Wirt – zumal sehr rasch – getötet, stirbt mit ihm auch die im Wirt ansässige Viren-Population ab; größere Vermehrungschancen haben daher jene Varianten eines Virustyps, die ihn langfristig zur Vermehrung und Verbreitung nutzen (attenuierte Viren).

Wanderwasservögel, See- und Küstenvögel gelten als weniger anfällig für die Erkrankung. Aber auch sie können Vektoren sein, und ihr Wanderverhalten (Vogelzug) kann zur Verbreitung beitragen.

In Südchina und Hongkong wurden seit Anfang 2003 mehr als 13.000 Kot- und andere Proben von Wildvögeln auf A/H5N1 untersucht, ohne dass zunächst Viren gefunden wurden. Erst Anfang 2005 wurden H5N1-Viren bei sechs offensichtlich gesunden Wildenten am Poyang-See in der chinesischen Provinz Jiangxi nachgewiesen. Die chinesischen Forscher haben ferner mehr als tausend serologische Proben von Wildenten untersucht und bei drei Prozent davon Antikörper gegen A/H5N1 entdeckt, was als Anzeichen einer früheren Infektion bewertet wurde. Die Forscher vermuten, dass einzelne Zugvögel die Viren über große Strecken verbreiten können, dass gehäufte lokale Ausbrüche hingegen auf infiziertes Nutzgeflügel zurückzuführen seien.

Vergleichbare Ergebnisse wurden 2007 aus Europa bekannt: Forscher aus Schweden und den Niederlanden hatten in Nordeuropa über acht Jahre hinweg 37.000 frei lebende Wasservögel untersucht und bei sechs Prozent der Tiere Influenza-Viren nachweisen können, jedoch keine einzige H5N1-Infektion.

Das erste große Massensterben unter Wildvögeln war ein H5N1-Ausbruch am nordchinesischen Qinghai-See (einem Rastplatz für Zugvögel), wo 2005 zahlreiche Streifengänse verendeten.

Hausgeflügel

Eine Infektion mit A/H5N1 oder mit anderen Influenza-A-Viren kann besonders bei Hühnern und Puten, aber auch bei Fasanen, Wachteln und Perlhühnern zu schwerwiegenden Krankheitszuständen bis hin zum raschen Tod führen. Tauben sollen zwar selbst nicht sehr empfänglich für A/H5N1 sein, es wird aber befürchtet, dass sie die Erreger als mechanische Vektoren im Gefieder verbreiten. Wegen des möglichen, erheblichen wirtschaftlichen Schadens wurden auf der Grundlage des Tierseuchengesetzes durch diverse Verordnungen – in Deutschland zum Beispiel durch die Geflügelpest-Verordnung – Vorkehrungen getroffen, welche Schutzmaßnahmen nach dem Auftreten von Influenza-Infektionen zu treffen sind.

Von welchen Wirtstieren A/H5N1 erstmals auch auf Zuchtgeflügel überging, ist bisher nicht bekannt. Es wird jedoch vermutet, dass die Viren bereits vor ihrem ersten Hervortreten unter Hühnervögeln (im Jahr 1997 in Hongkong) unter südchinesischen Enten und Gänsen verbreitet waren. Aufgrund der raschen Reaktion der Behörden von Hongkong, die 1997 den gesamten Zuchtgeflügelbestand töten ließen, habe man damals offenbar alle für Hühnervögel gefährlichen Virusvarianten ausrotten können.

Bei den erneuten Ausbrüchen des Erregers Ende 2003/Anfang 2004 in anderen Regionen Südostasiens wurde nicht mit ähnlich drakonischen Maßnahmen reagiert, so dass sich A/H5N1 von Jahr zu Jahr weiter ausbreiten konnte. Ein Vorgehen wie in Hongkong wäre angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung, die der Geflügelzucht in anderen Regionen Südostasiens heute zukommt, auch kaum durchsetzbar gewesen. Thailand, Indonesien und Vietnam haben ihre Geflügelproduktion etwa von 1975 bis 2005 verachtfacht, die chinesische Produktion hat sich in den 1990er-Jahren verdreifacht. Das Hühnerfleisch stammt heute weit überwiegend aus Mastfabriken, die in der Nähe großer Städte liegen und Großunternehmen gehören; für Viren kann die Massentierhaltung gute Vermehrungsbedingungen bewirken. Auch rund um den Qinghai-See, wo 2005 erstmals ein Massensterben von Wildvögeln durch A/H5N1 nachgewiesen wurde, gibt es nach Angaben der Vogelschutzorganisation BirdLife zahlreiche Geflügelfarmen. Mit Unterstützung der FAO sei dort zudem eine Fischfarm errichtet worden, wobei der Hühnerkot aus den Geflügelfarmen als Fischfutter genutzt worden sei.

Im Sommer 2005 haben Robert Webster vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis (USA) und seine Forscherkollegen aus Asien festgestellt, dass der Subtyp A/H5N1 die Hausenten in Asien inzwischen weniger stark erkranken lässt als noch vor Jahren. Damit bestehe die Gefahr, dass diese Hausenten als neue Reservoirwirte zu einem Sammelbecken für A/H5N1-Varianten werden und sie somit auch die Erreger auf andere Tierarten und den Menschen zunehmend übertragen können, denn sie scheiden die Viren ungewöhnlich lange über Kot und Atemwege aus. Tatsächlich wurden aus China ab 2006 einzelne H5N1-Infektionsfälle beim Menschen an die WHO gemeldet, bei denen die Infektion offenbar durch Geflügel verursacht worden war, das dem äußeren Anschein nach „gesund“ war und das aus einem Gebiet stammte, in dem keine Wild- oder Zuchttiere an A/H5N1 verstorben waren.

Säugetiere

Säugetiere sind weniger empfänglich für das Virus, werden aber – wie zum Beispiel Hausschweine, aber auch Menschen – gelegentlich infiziert.

Am 26. Mai 2005 hatte beispielsweise die Fachzeitschrift Nature berichtet, dass offizielle Stellen in Indonesien A/H5N1 in Schweinen nachgewiesen hatten und befürchteten, das Virus könne in einigen Teilen des Landes die Hälfte aller Schweine infiziert haben, ohne bei ihnen Krankheitssymptome auszulösen. Zuvor hatte es bereits aus China Berichte über H5N1-Funde in Schweinen gegeben.

Der niederländische Forscher Albert Osterhaus wurde in der Zeit vom 19. Januar 2006 zitiert, dass A/H5N1 Hunde, Pferde, Pumas, Tiger und Leoparden infiziert habe, im Tierversuch auch Mäuse, Frettchen, Affen und Hauskatzen.

Katzen

Im Februar 2004 berichtete die WHO erstmals über einen H5N1-Ausbruch unter Katzen. In Nakornpathom (Indonesien) waren in einem Privathaushalt 14 von 15 Katzen plötzlich gestorben, in 2 von 3 getesteten Kadavern hatte man das Virus nachweisen können. Eine der Katzen hatte zuvor Hühnerfleisch in einer Farm gefressen, in der es zu einem H5N1-Ausbruch gekommen war. Ebenfalls im Jahr 2004 zeigte das Team um Albert Osterhaus, Virologe an der Erasmus-Universität in Rotterdam, dass infizierte Katzen die Viren auf andere Katzen übertragen können. Einem Bericht der Zeitschrift New Scientist zufolge wies im Jahr 2006 auf Java jede fünfte Katze Antikörper gehen A/H5N1 auf, was darauf hindeutet, dass diese Tiere infiziert waren oder sind, die Infektion aber überlebten. Für diese Studie waren Blutproben von 500 javanischen Straßenkatzen analysiert worden, bei rund 100 Tieren hatte man H5N1-Antikörper gefunden. Eine wahrscheinlich weitaus größere Zahl von Katzen ist laut Studienleiter Chairul Anwar Nidom (Airlangga-Universität, Surabaya) an einer H5N1-Infektion gestorben; Nidom hatte A/H5N1-Viren bereits im Jahr 2005 in indonesischen Hausschweinen nachgewiesen. Die Untersuchungen waren veranlasst worden, nachdem auf Java und auch auf Bali auffällig viele tote Katzen in der Nähe von H5N1-Ausbrüchen unter Geflügel entdeckt worden waren. Albert Osterhaus befürchtet New Scientist zufolge, dass Katzen ein Zwischenwirt für A/H5N1 sein könnten, in dem sich die Viren allmählich an Säugetiere anpassen und danach besser auf den Menschen oder sogar von Mensch zu Mensch übertragbar seien.

Aus Thailand wurde im Jahr 2004 berichtet, dass in zwei Zoos mehrere Tiger, Leoparden und Hauskatzen nach dem Verzehr von infiziertem Geflügel an A/H5N1 gestorben waren. Die Todesfälle im Zoo von Suphanburi (zwei Tiger, zwei Leoparden) wurden auf eine schwere Lungenentzündung zurückgeführt, die unmittelbar nach dem Verzehr des infizierten Geflügels aufgetreten waren. Unter ähnlich dramatischen Umständen verstarben in einem anderen thailändischen Tierpark 45 Tiger, mehr als 100 weitere wurden eingeschläfert.

Ende Juni 2005 starben in Vietnam, im 120 km südlich von Hanoi gelegenen Cuc Phuong National Park, drei Schleichkatzen (Hemigalus owstoni) an den Folgen einer H5N1-Infektion. Im Januar 2006 wurde ferner eine junge Katze, die man in der Nähe eines H5N1-Ausbruchs unter Geflügel in Cipedang (West-Java, Indonesien) aufgegriffen hatte, von den in Indonesien tätigen US-Medizinern positiv auf A/H5N1 getestet. Diese Virusvariante wies genetische Merkmale auf, die man aus Virusisolaten von infizierten Menschen kannte, unterschied sich aber von jenen Varianten, die bis dahin aus Vögeln isoliert worden waren.

Nach H5N1-Ausbrüchen unter Geflügel wurde Anfang 2006 auch aus dem Irak berichtet, dass es zu einem auffälligen Katzensterben in den betroffenen Gebieten gekommen sei. Auch hier konnte später bei zwei untersuchten Katzen A/H5N1 nachgewiesen werden.

Am 2. März 2006 wurde erstmals in Europa die Infektion einer Katze mit der hoch pathogenen Asia-Variante von A/H5N1 nachgewiesen. Das Tier war am 28. Februar tot auf der Insel Rügen in der Nähe der Wittower Fähre gefunden worden. Zwei weitere H5N1-Infektionen bei toten Katzen aus dem gleichen Gebiet wurden am 7. März 2006 bekannt. „Eine theoretisch nicht auszuschließende Ansteckung des Menschen kann vermutlich nur bei sehr innigem Kontakt mit infizierten Tieren erfolgen“, erklärte damals der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI).

Am 6. März 2006 gab der steirische Agrarlandesrat bekannt, dass der Speichel von drei Katzen in einem Grazer Tierheim im Labor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wiederholt positiv befundet wurde. Dabei handelte es sich um jenes Tierheim, in das der erste in Österreich infizierte Schwan gebracht und später der gesamte Federviehbestand getötet worden war. Laut Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat hatte man bei 40 Katzen aus einem Gehege, das an das Gehege der infizierten Vögel angrenzte, bei einem Routinetest Speichelproben entnommen. Nach wenigen Tagen sei das Virus aber bei keiner der 40, also auch bei keiner der drei zuvor infizierten Katzen, nachweisbar gewesen. Unklar blieb, wie das Verschwinden der Viren zu erklären ist.

Der niederländische Virologe Albert Osterhaus publizierte Anfang 2006 eine Studie, für die man Katzen mit A/H5N1 infiziert hatte. Nach deren Tod sei festgestellt worden, dass nahezu alle inneren Organe von den Viren befallen waren, so dass auch Leber und Nieren versagt hatten. Festgestellt wurde ferner, dass infizierte Katzen die Viren sowohl über die Atemwege als auch im Kot in beträchtlichem Maße ausscheiden können.

In einem Beitrag für die Fachzeitschrift Nature wies Albert Osterhaus im April 2006 eindringlich darauf hin, dass Katzen als mögliche Überträger von A/H5N1-Viren nicht unterschätzt werden dürften. Seine Arbeitsgruppe stufe das Risiko als relativ hoch ein, dass die A/H5N1-Viren in Katzen die Fähigkeit entwickeln könnten, sich effektiv von Säugetier zu Säugetier zu verbreiten; hierdurch würde das Risiko einer Pandemie unter Menschen gesteigert. Eine gelegentliche Übertragung von Katzen auf Menschen könne schon jetzt nicht ausgeschlossen werden. Überdies habe sich im Laborexperiment herausgestellt, dass Katzen nach einer A/H5N1-Infektion in einer den Vorgängen im Menschen sehr ähnlichen Weise Lungenentzündungen entwickelten (das ist die Haupttodesursache bei infizierten Menschen) und daher das beste Tiermodell zum Studium der Erkrankung darstellen.

Hunde

In der Zeitschrift Nature vom 16. Februar 2006 wurde eine schon länger bekannte Studie des thailändischen Nationalen Instituts für Tiergesundheit referiert, der zufolge bei 160 von 629 getesteten, gesundheitlich unauffälligen Straßenhunden und bei 8 von 111 Hauskatzen Antikörper gegen A/H5N1 gefunden wurden. Dies wies auf eine bestehende oder zumindest zuvor existiert habende Infektion mit dem Virus hin. Es war bislang jedoch nicht möglich, Hunde im Experiment gezielt mit A/H5N1 zu infizieren. Auch wurden keine Hinweise darauf gefunden, dass Hunde an den Viren erkranken oder Viren ausscheiden und so zu ihrer Verbreitung beitragen. Eine Gefährdung des Menschen durch Hunde wird daher derzeit von den Experten als äußerst unwahrscheinlich eingestuft. Am 16. März 2006 berichtete allerdings die Nachrichtenagentur afp, dass Behörden aus Baku (Aserbaidschan) bei einem streunenden Hund „eine Variante eines Vogelgrippeerregers“ festgestellt hätten. Einem Bericht der Zeitschrift New Scientist zufolge wurden laut amtlichen indonesischen Angaben auch auf Bali H5N1-infizierte Hunde entdeckt.

Steinmarder

Am 9. März 2006 teilte das Friedrich-Loeffler-Institut mit, A/H5N1 habe einen Steinmarder infiziert. Das Tier war am 2. März 2006 auf der Insel Rügen nahe Wittower Fähre bei Schaprode lebend, aber mit klinischen Symptomen gefunden und später eingeschläfert worden. Es war weltweit das erste Tier dieser Art, bei dem eine H5N1-Infektion nachgewiesen wurde.

Fische [Bearbeiten]

Laut FLI besteht nach heutigem Stand der Wissenschaft kein Grund zur Besorgnis, dass Fische sich mit A/H5N1-Viren infizieren und dieses auf den Menschen übertragen können. Es sind bis heute keine Viren bei Vögeln und Säugern bekannt, die für Fische infektiös wären. Umgekehrt ist bisher auch keine Viruserkrankung bei Fischen nachgewiesen worden, die auf den Menschen oder auf Vögel übertragbar ist.

Weltweite Ausbreitung

Bereits 1959 und 1991 war es in Großbritannien zu zwei lokal begrenzten Ausbrüchen einer schon zuvor bekannten, minder pathogenen Form von A/H5N1 in Geflügelhaltungen gekommen. Zunächst 1997 und danach zwischen Dezember 2003 und Sommer 2004 gab es, von der Region um Hongkong ausgehend, in mehreren Staaten in Südost- und Ostasien wiederholt größere Ausbrüche einer vermutlich erst 1996 neu entstandenen, hoch pathogenen Variante von A/H5N1 unter Zuchtgeflügel. Betroffen waren die Volksrepublik China, Südkorea, Thailand, Vietnam, Indonesien, Kambodscha, Malaysia und Japan. Im Jahr 2005 wurden zudem mehrere größere Ausbrüche unter frei lebenden Vögeln beobachtet. Vogelzüge oder Transporte zwischen Geflügelfarmen werden dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Seuche im Jahr 2005 immer weiträumiger ausbreiten konnte.

Im Sommer 2005 wurde A/H5N1 außerhalb Südostasiens zunächst in Geflügelbeständen in Sibirien (Region Nowosibirsk) und in Kasachstan nachgewiesen, ferner in der Mongolei und schließlich im Ural. Ab Oktober 2005 gab es bestätigte H5N1-Infektionen unter Geflügel in Rumänien, in Kroatien und in der Türkei. Im November 2005 wurde A/H5N1 auch (bei einem einzelnen Tier) in Kuwait nachgewiesen, ferner gab es seitdem wiederholt Ausbrüche in der Ukraine.

Ausbreitung der aviären Influenza Typ H5 1. Quartal 2006
 
Ausbreitung der aviären Influenza Typ H5 1. Quartal 2006

Bereits Anfang 2006 war die Ausbreitung des Erregers A/H5N1 nach Ansicht des Vorsitzenden des Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Klaus Stöhr, fast nicht mehr zu stoppen. „Das haben wir zwar geglaubt, als das Virus bei den Wildvögeln noch nicht verbreitet war“, sagte Stöhr am 14. Februar 2006 im hr. Wegen der Übertragung durch Wildvögel seien dann aber viele Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Erregers - wie Gepäckkontrollen und das Verbot von Tiertransporten - ineffektiv geworden.

Die Fachzeitschrift New Scientist wies in ihrer Ausgabe vom 18. Februar 2006 darauf hin, dass alle Ausbrüche in Europa und Afrika „bisher in der Nähe der Überwinterungsplätze von Enten, die den Sommer in Sibirien verbringen“, gelegen hätten. Am 13. Mai 2006 wurde in New Scientist am Beispiel der Spießenten aufgezeigt, dass aufgrund überlappender Siedlungsgebiete von Teilpopulationen die Ost-West-Ausbreitung von A/H5N1 und aufgrund von Nord-Süd-Wanderungen die Ausbreitung von Sibirien in den Nahen Osten und nach Afrika erklärt werden könne (siehe auch Weblinks/Karten: Flugrouten beringter Spießenten).

Dieser Meinung ist auch die Welternährungsorganisation (FAO), die jedoch andererseits bereits im November 2005 mitteilte, dass auch nach umfangreichen Tests in den betroffenen Ländern unter den klinisch unauffälligen Zugvögeln keine A/H5N1-Viren nachweisbar gewesen seien. Alle weltweit positiv getesteten Wildvögel seien tot und überwiegend in der Nähe von Geflügelfarmen gefunden worden.

Eine Gruppe von US-Ornithologen wies demgegenüber im Fachblatt Science vom 12. Mai 2006 darauf hin, dass Japan seit 2004 frei von A/H5N1 geblieben sei, nachdem das Land strenge Kontrollen bei Geflügelimporten eingeführt habe. Japan liege aber im Gebiet von Vogelzügen aus Südchina und anderen Gebieten mit wiederholten H5N1-Ausbrüchen. Die Ornithologen schließen daraus, dass als Ursache für die H5N1-Ausbreitung sehr wohl auch Geflügeltransporte, kontaminierte Transportbehältnisse und infektiöser Abfall infrage kommen könnten.

Südostasien

Seit 2006 wurden aus zahlreichen Staaten Südostasien wiederholt H5N1-Infektionen an die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gemeldet. Besonders verbreitet war das Virus demnach anfangs in China und Hongkong, danach in Thailand, Vietnam, Malaysia und Kambodscha; später griff es auch auf Süd-Korea]], Indien, Pakistan, Bangladesch, Myanmar (Birma), Afghanistan und Laos über. Im Januar 2007 wurde erstmals seit Anfang 2004 auch aus Japan (aus Kiyotake, Präfektur Miyazaki) wieder ein H5N1-Ausbruch gemeldet.

Sibirien, Europa, Naher Osten

Nach den großen H5N1-Ausbrüchen im Jahr 2005 wurden aus Sibirien und aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion seit 2006 nur wenige H5N1-Infektionen bekannt. Zu einer größeren Infektionskette kam es jedoch ab dem 13. Februar 2007, für die sich der „Sadovod-Markt“ in Moskau als Ausgangspunkt erwies.

Allerdings kam es ab Jahresbeginn 2006 erstmals zu H5N1-Ausbrüchen in der Türkei und in Nordzypern, im Irak, in Iran, in Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten. In Osteuropa wurden aus Rumänien besonders viele Ausbrüche gemeldet, was – auch im Land selbst – auf ein mangelhaftes Krisenmanagement zurückgeführt wurde. Betroffen von H5N1-Infektionen waren 2006 auch Polen, Ungarn, die Slowakei, Slowenien, Bulgarien, Albanien, und Serbien.

Vermutlich von Osteuropa und der Westtürkei ausgehend verbreitete sich die H5N1-Infektion Anfang 2006 dann einerseits Richtung Südeuropa nach Griechenland und bis nach Sizilien, andererseits entlang der Ostsee bis nach Norddeutschland und Dänemark. Österreich, Süddeutschland und die Schweiz lagen im Bereich einer dritten Ausbreitungswelle. Einzelne Funde infizierter Tiere wurden 2006 schließlich auch aus Zentralfrankreich, Schottland und Spanien gemeldet. Im Januar 2007 wurde H5N1-Befall aus ungarischen und südostenglischen Geflügelbeständen bekannt, und im Sommer 2007 wurde in mehreren deutschen Bundesländern sowie in Lothringen bei mehreren tot aufgefundenen Wildvögeln A/H5N1 nachgewiesen.

Afrika, Arabische Halbinsel

Anfang Januar 2006 kam es erstmals auch in Afrika, in der nigerianischen Stadt Jaji im Bundesstaat Kaduna, in einer großen Legehennen-Batterie zu einem Ausbruch von A/H5N1. Bis Ende Juni 2006 wurden aus 14 der 31 Bundesstaaten Nigerias H5N1-Infektionen bekannt. Weitere Ausbrüche wurden danach aus Niger, Ägypten, Kamerun, Sudan, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Ghana und Togo bekannt.

Am 13. Februar 2007 wurden im Zoo von Kuwait mehrere erkrankte Falken entdeckt, bei denen später eine H5N1-Infektion nachgewiesen wurde. Zugleich wurden andernorts in Kuwait mehrere Dutzend an A/H5N1 erkrankte Hühner festgestellt, die auf lokalen Märkten verkauft worden waren. Am 12. März 2007 wurden in Saudi Arabien (Verwaltungseinheit ash-sharqiyah) laut Meldung des Agrarministeriums an die OIE ein örtlich begrenzter Ausbruch unter Geflügel festgestellt, der auf „Kontakt mit Wildvögeln“ zurückgeführt wurde.

Bekämpfung

Die UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) hat Ende Mai 2006 Richtlinien herausgegeben, die zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr mit A/H5N1 beitragen sollen. Die Empfehlungen befassen sich sowohl mit dem Ansteckungsrisiko von Tier zu Tier als auch von Tier zu Mensch, ferner werden Ratschläge zur Haltung von Geflügel sowie Tipps zur Verbesserung der Hygiene beim Umgang mit verendeten Tieren gegeben: Diese Tiere müssten verbrannt oder tief vergraben werden (s. auch Weblinks, FAO-Richtlinie). In den einzelnen betroffenen Ländern wurden häufig ähnliche, zum Teil aber auch sehr unterschiedliche Maßnahmen verordnet.

In der EU erfolgt die Bekämpfung von A/H5N1 aufgrund von EU-Recht sowie zusätzlich in allen europäischen Staaten auf der Grundlage nationaler Gesetze. In Deutschland ist dies u.a. das Tierseuchengesetz, ferner die aus ihm abgeleite Geflügelpest-Verordnung, die Geflügelpestschutzverordnung, die Wildvogel-Geflügelpestschutzverordnung und die Verordnung zur Aufstallung des Geflügels zum Schutz vor der Klassischen Geflügelpest.

Vorbeugende Tötungen und Handelsbeschränkungen

Diese Regelungen schreiben derzeit vor, dass bei Ausbrüchen von Influenza-Erkrankungen in der Tierhaltung der gesamte Tierbestand der betroffenen Halter zu töten ist. Die Kadaver werden verbrannt oder auf andere Weise unschädlich gemacht, um eine Übertragung auf andere Tierbestände zu verhindern. Daher ist die Anzahl der getöteten Tiere regelmäßig sehr viel größer als die Zahl der nachweislich infizierten Tiere. Dies wiederum hat zur Folge, dass keine verlässlichen Daten über die Anzahl erkrankter Tiere und auch nur grobe Schätzungen zur Zahl der vorbeugend getöteten Tiere existieren. Ferner werden Schutzzonen um den Fundort infizierter Tiere eingerichtet, in denen der Transport von Vögeln und Geflügelprodukten teils untersagt, teils genehmigungspflichtig ist. Diese ursprünglich für Influenza-Erkrankungen in der Tierhaltung gedachten Schutzmaßnahmen werden nunmehr auch auf Einzelfunde infizierter Wildvögel angewandt.

Auf Basis dieser Rechtslage sind in Deutschland u. a. seit 30. Oktober 2005 Geflügelmärkte und Vogelbörsen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt; in einzelnen deutschen Bundesländern und in Österreich sind sie sogar ganz verboten. Bei einer Jagd dürfen keine Lockvögel mehr eingesetzt und Geflügelbestände dürfen nur noch mit Leitungswasser getränkt werden. Eine Entnahme von Trinkwasser aus freier Natur (Flüsse, Bäche, Seen, Tümpel usw.) ist zur Zeit untersagt.

Ferner gilt seit Mitte Februar 2006 in Deutschland und Österreich sowie in zahlreichen anderen Ländern ein Verbot der Freilandhaltung von Geflügel („Stallpflicht“), für das in Deutschland seit Mitte Mai 2006 allerdings diverse Ausnahmeregelungen gelten. Zahlreiche Entwicklungs- und Schwellenländer haben die so genannte Hinterhofhaltung verboten oder beschränkt, was von den Betroffenen und von Gegnern der Geflügelkonzerne scharf kritisiert, von der Agrarindustrie aber begrüßt wird.

Die Europäische Union und die Schweiz haben außerdem einen Importstopp für alles Geflügel sowie für Wildvögel, Geflügelfleisch, Eier und unbehandelte Federn aus den von H5N1-Ausbrüchen betroffenen Ländern verhängt. In den meisten Ländern werden die Importe und der Binnenhandel mit Bruteiern und Hühnern allerdings nicht oder nicht wirksam kontrolliert. Ein Beispiel ist die Türkei, wo A/H5N1 laut FAO verbreitet wurde, indem Fabrikfarmen minderwertiges Geflügel in großen Mengen an mittellose Kleinbauern abgaben.

Noch in den Anfängen steht die Überwachung des internationalen Handels mit industriellem Geflügelfutter, das auch Hühnerfleisch und Hühnerabfall und damit Reste von Kot, Federn oder Einstreu enthält. Der Handel mit dem Futter, das als potenzieller Überträger des Virus gilt, wird von wenigen großen Unternehmen dominiert.

Wildvogel-Monitoring

Um einheimisches Geflügel vor einer möglichen Übertragung von Influenzaviren durch Wildvögel zu schützen, wird derzeit in Europa auch ein erweitertes Überwachungsprogramm durchgeführt, vorrangig bei wild lebenden Enten und Gänsen. Das Beprobungsprogramm stützt sich auf Beringungsstationen, Naturschutzbehörden und Jäger: Sie entnehmen Proben wie Rachen- und Kloakentupfer oder Kot. Die Proben werden in einem speziellen Transportgefäß an die zuständige Untersuchungseinrichtung geschickt und dort auf Influenzaviren getestet. Auffällige Proben werden dann im nationalen Referenzlabor, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) nachuntersucht und genauer charakterisiert.

Nachdem sie über acht Jahre hinweg in Schweden und den Niederlanden knapp 37.000 frei lebende Enten, Gänse und andere Wasservögel auf Influenzaviren untersucht hatten, berichtete eine Expertengruppe im Frühjahr 2007, dass man im Mittel bei sechs Prozent der Tiere Influenzaviren nachweisen konnte, jedoch keine A/H5N1-Viren. Die Infektionsraten unterlagen erheblichen jahreszeitlichen Schwankungen: Während man im Frühjahr nur selten Influenzaviren fand, erwiesen sich im Herbst über 20 Prozent der Enten als influenzainfiziert.

Impfungen

Es gibt ferner für Tiere seit langem eine Reihe wirksamer Totimpfstoffe gegen Influenzaviren. Nach Meldung der Tageszeitung China Daily vom 26. Dezember 2005 wurde in China nach vier Jahren Forschung ferner der erste Lebendimpfstoff zur Marktreife entwickelt, der auch gegen die Newcastle-Krankheit wirken soll.

Die WHO warnte jedoch wiederholt nachdrücklich vor Impfungen, da geimpfte Tiere nicht mehr von virentragenden Tieren unterschieden werden könnten. Überdies könnten geimpfte, infizierte Vögel zu Überträgern der Viren werden, ohne Symptome zu zeigen. Auch bestehe die Gefahr, dass die Viren in unerkannt infizierten Tieren mutieren und dass diese Erbgutveränderungen sich leichter ausbreiten könnten als in nicht-geimpften Beständen, da diese ja nach jedem Ausbruch getötet würden; eine derartige Entwicklung wurde nach einem H5N2-Ausbruch in Mexiko beobachtet. Dennoch gab es am 20. Oktober 2005 seitens der EU die Forderung an die Mitgliedsländer, Impfprogramme für Zootiere vorzubereiten. Besonders bei seltenen Arten dürfen die einzelnen deutschen Bundesländer seitdem das Impfen von Zootieren zulassen.

Am 15. November 2005 wurde der Generaldirektor der Weltorganisation für Tiergesundheit (Weltorganisation für Tiergesundheit, OIE) in Pressemeldungen zitiert, dass A/H5N1 in Vietnam und Indonesien nicht mehr eingedämmt werden könne, indem man dort nur Tiere schlachte. Er sprach sich daher für eine flächendeckende Impfung der Tiere aus. Am gleichen Tag kündigte die VR China eine Impfung ihres gesamten Geflügelbestandes an, der nach offiziellen Schätzungen 15 Milliarden Tiere umfassen soll. Nach den H5N1-Ausbrüchen in Nigeria werden auch in dieser Region in großem Umfang Impfungen durch UN-Organisationen vorgenommen, da die Seuche durch andere Maßnahmen nicht mehr einzudämmen ist.

Auch immer mehr Wissenschaftler ziehen inzwischen den langfristigen Nutzen einer Schutzstrategie in Zweifel, die in erster Linie auf die Keulung von Tierbeständen setzt, also erst eingreift, wenn eine Infektion bereits sichtbar geworden ist. Arjan Stegeman von der Universität von Utrecht wurde in der Zeitschrift New Scientist vom 4. März 2006 beispielsweise dahingehend zitiert, dass diese Maßnahme in Gebieten mit großen Geflügelbeständen unzumutbare wirtschaftliche Folgen habe. Nach einem H7N1-Ausbruch in den Niederlanden seien im Jahr 2003 ca. 30 Millionen Tiere getötet worden – die Hälfte des damaligen niederländischen Geflügelbestands. Tatsächlich hat die EU im Februar 2006 den Niederlanden und drei westlichen französischen Départements Impferlaubnis erteilt.

Die Befürworter von Impfungen verweisen darauf, dass es mit Hilfe eines Antikörpertests routinemäßig möglich sei, Influenza-Infektionen auch bei geimpften Tieren nachzuweisen. Der Impfstoff rege die Tiere zur Herstellung von Antikörpern an, die sich geringfügig – aber nachweisbar – von jenen Antikörpern unterscheiden, die der so genannten Wildtyp hervorruft. Ein solcher Impfstoff sei in Norditalien bei Verona bereits mehr als ein Jahr lang erfolgreich im Kampf gegen H5- und H7-Ausbrüche eingesetzt worden. Geimpfte Truthühner, so die Erfahrungen in Italien, seien zudem wesentlich schwieriger mit Influenzaviren zu infizieren und schieden im Falle einer Infektion wesentlich weniger Viren aus.

Übergänge von A/H5N1 auf Menschen

Die Vogelgrippe ist eine Zoonose, also eine Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann. Übergänge des A/H5N1 von Geflügel auf den Menschen sind derzeit sehr selten, enden aber im Falle einer Erkrankung häufig tödlich. Gefährdet durch A/H5N1 sind vor allem Personen mit intensivem Kontakt zu infizierten Tieren, zum Beispiel beim Schlachten (Umgang mit Blut und Kot). So hatten alle Anfang 2006 in der Türkei an den Folgen einer H5N1-Infektion gestorbenen Kinder nach Angaben der WHO zuvor unmittelbaren Kontakt zu erkranktem Geflügel.

Mehrere Übergänge von Mensch zu Mensch sind möglicherweise vorgekommen, konnten aber nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden.

Laut Friedrich-Loeffler-Institut besteht bei Brauchwasser aus Regenwasser-Nutzungsanlagen und in Badeseen allenfalls ein geringes Risiko der Übertragung von Viren. Dies wird u.a. damit begründet, dass beides auch bei der Verbreitung von bakteriell verursachten Magen-Darm-Erkrankungen keine epidemiologische Rolle spielt, obwohl im Vogelkot ständig solche potentiell pathogenen Bakterien vorhanden sind.

Gesicherte Erkrankungs- und Todesfälle

Die einzig zuverlässige Statistik über H5N1-Erkrankungen bei Menschen ist die offizielle Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Da die WHO aber Erkrankungsfälle erst dann ausweist, wenn sie von ihren eigenen Experten überprüft wurden, unterscheiden sich die WHO-Fallzahlen häufig von den Fallzahlen, die nationale Regierungen veröffentlichen. Dennoch sollte insbesondere die aus der WHO-Statistik hervorgehende, extrem hohe Todesrate sehr zurückhaltend interpretiert werden, da mutmaßlich nicht alle Erkrankungsfälle genau untersucht und daher auch nicht gemeldet werden. Vor allem die aus Kambodscha gemeldeten Daten geben Anlass zu Zweifeln an der Korrektheit der an die WHO gemeldeten Zahlen, da dort angeblich sämtliche Erkrankungsfälle tödlich endeten. Die Fachzeitschrift Science wies im Februar 2006 darauf hin, dass weder Kambodscha noch Laos über ein Labor zur Untersuchung von H5N1-Verdachtsfällen beim Menschen verfügen; bezeichnenderweise wurde die H5N1-Infektion des ersten aus Laos stammenden Todesopfers (eine am 7. März 2007 verstorbene Fünfzehnjährige aus Vientiane), erst diagnostiziert, nachdem sie in ein thailändisches Krankenhaus gebracht worden war. Auch in den ländlichen Regionen Indonesiens sterben laut Nature täglich tausende Menschen an Infektionskrankheiten, ohne dass eine genaue Analyse der Erreger vorgenommen wird.

Auch die Verlässlichkeit der aus VR China gemeldeten Fallzahlen wird seit längerem von Experten angezweifelt. Das Land hatte erst seit Mitte 2003 Erkrankungen bei Geflügel und seit Ende 2005 Erkrankungen beim Menschen an die WHO gemeldet, jedoch waren bereits im Februar 2003 drei Menschen aus Hongkong nach einem Besuch in der chinesischen Provinz Fujian an einer H5N1-Infektion erkrankt. Im Juni 2006 berichteten acht Experten in einem Schreiben an die Fachzeitschrift New England Journal of Medicine, dass in China bereits im November 2003 ein 24-jähriger Mann nachweislich an den Folgen einer H5N1-Infektion verstorben war. Außerdem werden bisher in China nur dann Tests auf H5N1 durchgeführt, wenn in es in unmittelbarer Nähe der Erkrankten auch zu Ausbrüchen unter Tieren gekommen ist. In Südchina ist H5N1 seit geraumer Zeit aber auch in symptomlosen Tierbeständen nachweisbar.

Bei den wiederholten Ausbrüchen der Krankheit starben (laut WHO-Webseite vom 23. August 2007) seit Dezember 2003 von 322 registrierten infizierten Menschen nachweislich 195 Personen. Im Einzelnen weist die WHO-Statistik folgende bestätigte Erkrankungsfälle bei Menschen (confirmed human cases) aus:

  • Ägypten: 38 Erkrankungen, 15 Todesfälle
  • Aserbaidschan: 8 Erkrankungen, 5 Todesfälle
  • Kambodscha: 7 Erkrankungen, 7 Todesfälle
  • VR China: 25 Erkrankungen, 16 Todesfälle
  • Dschibuti: 1 Erkrankung
  • Indonesien: 105 Erkrankungen, 84 Todesfälle
  • Irak: 3 Erkrankungen, 2 Todesfälle
  • Laos: 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle
  • Nigeria: 1 Erkrankung, 1 Todesfall
  • Thailand: 25 Erkrankungen, 17 Todesfälle
  • Türkei: 12 Erkrankungen, 4 Todesfälle
  • Vietnam: 95 Erkrankungen, 42 Todesfälle

Weitere Details siehe unter: Ausbreitung von Influenza A/H5N1

Risikolage für Menschen

Das Risiko für Menschen, an einer H5N1-Infektion zu erkranken, wird von den Experten weltweit als äußerst gering eingeschätzt. Insbesondere die Zahl der von der WHO registrierten Todesfälle muss im Verhältnis zum Risiko, an den Folgen einer „gewöhnlichen Humaninfluenza“ (echten Virusgrippe) zu sterben, betrachtet werden. Laut amtlicher deutscher Todesursachenstatistik sterben pro Jahr allein im Bundesgebiet bis zu 20.000 Menschen an den Folgen einer Infektion mit Humaninfluenza-Viren.

Seit geraumer Zeit hat die WHO dem Erreger A/H5N1 unverändert die Pandemie-Warnstufe 3 zugeordnet, das heißt den Beginn der Alarmphase, der dadurch definiert ist, dass die Viren in seltenen Einzelfällen von Tieren auf den Menschen übergegangen sind. Die Weltgesundheitsorganisation hat im Februar 2006 zum wiederholten Male darauf hingewiesen, dass es bisher keine Anzeichen gebe, dass das Virus leichter als zuvor von Mensch zu Mensch übergehen könne.

Viele Experten befürchten allerdings, das Vogelgrippevirus könne sich mit einem Erreger der Humangrippe kreuzen. Dies wäre prinzipiell möglich, wenn zum Beispiel Schweine oder Menschen gleichzeitig mit A/H5N1 und einem Erreger der Humangrippe (zumeist A/H1N1 oder A/H3N2) infiziert sind. Auf diese Weise könnte ein neuer Virussubtyp mit veränderten Eigenschaften entstehen. Denkbar wäre dann, dass dieser neue Virustyp leichter von Tier zu Mensch oder gar von Mensch zu Mensch übergehen könnte. In einem solchen, derzeit rein hypothetischen Fall, würde eine Pandemie drohen, wenn seine Ausbreitung nicht unterbunden werden kann. Da zum Beispiel auch in Enten der Subtyp Influenza A/H1N1 nachgewiesen wurde, u.a. A/Duck/Alberta/35/76 (H1N1), muss auch Geflügel als potentielle Quelle für einen Genaustausch von Vogelgrippe- und Humangrippeviren gelten.

Als grundsätzlich möglich gilt aber auch ein massiver unmittelbarer Übergang von Influenzaviren der Vögel auf den Menschen, sofern es bei den Viren zuvor zu bestimmten Veränderungen in ihren Erbanlagen gekommen ist. Gestützt wird diese Befürchtung durch Ergebnisse US-amerikanischer Forscher, die im Herbst 2005 den Erreger der spanischen Grippe A/H1N1 rekonstruierten. Die Erkenntnisse der Wissenschaftler legten nahe, dass das von ihnen rekonstruierte Virus H1N1 unmittelbar von einem Vogelgrippe-Virus abstammte und die Fähigkeit entwickelte, den Menschen zu befallen. Die Spanische Grippe sprang diesen Forschern zufolge also nicht nach einer Reassortierung („Kreuzung“) mit Humangrippeviren über, sondern nach wenigen (ca. 10) Mutationen. Seitdem das bekannt wurde, wird das Risiko für eine neuerliche Grippe-Pandemie deutlich höher eingestuft. So erklärte beispielsweise Reinhard Kurth, der Präsident des Robert Koch-Instituts, am 18. August 2005 in der FAZ: „Die Gefahr einer Pandemie ist real und das Risiko derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr.“ Im Januar 2006 ergänzte Kurth: „Das Virus mutiert sehr schnell.“ Das Institut geht Kurth zufolge in seinen Planungen für den Pandemie-Fall davon aus, dass bei mittelschwerer Pathogenität des Erregers ca. 30 Prozent der Bevölkerung an der Virusgrippe erkranken.

Ende März 2006 wurde in der Fachzeitschrift Nature eine Untersuchung von japanischen und amerikanischen Wissenschaftlern um Kyoko Shinya von der University of Wisconsin in Madison, USA, veröffentlicht, die erklären soll, warum bisher die Übertragung von Mensch zu Mensch noch nicht auftritt. Anders als herkömmliche Grippeviren, die sich in den oberen Atemwegen festsetzen, befällt das aggressive Vogelgrippevirus vor allem die unteren Atemwege. Es nistet sich dabei in den Lungenbläschen ein. Eine Verbreitung des Virus von Mensch zu Mensch durch Husten oder Niesen würde dadurch erschwert, obwohl sich der Erreger in der menschlichen Lunge gut vermehren könne. Sollten die Viren die Fähigkeit erlangen, die oberen Atemwege zu besiedeln, würde die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie zunehmen können.

Ende Oktober 2006 wurde bekannt, dass sich bereits seit Herbst 2005 ein neuer Subtyp des Fujian-Stammes in Südostasien ausgebreitet hat, der die seit 2003 bekannten Virus-Varianten verdrängt hat. Bis August 2006 wurde er in 12 chinesischen Provinzen nachgewiesen, zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits mindestens 22 Personen infiziert. Eine Besonderheit dieser Erkrankungen war, dass weder vorher noch nachher in der Nähe dieser Personen - zumeist Stadtbewohner - Infektionsherde unter Geflügel festgestellt werden konnten, so dass unklar ist, wie sich die Personen angesteckt haben. Die untersuchenden Forscher äußerten die Befürchtung, dass die in China üblichen Impfungen von Geflügel gegen A/H5N1 die Ausbreitung des neuen Subtyps begünstigt haben, da bekannt sei, dass nicht alle Tiere eine vollständige Immunität erlangten. So könnten sich Viren in geimpften Tieren vermehrt und durch Mutationen an deren veränderte Immunabwehr angepasst haben. Forscher der University of Hongkong um Yi Guan haben zudem in Südchina wiederholt Proben von Geflügel genommen, das auf lokalen Märkten verkauft wurde. 2004 wurden 0,9 Prozent allen Geflügels positiv auf H5N1 getestet (aber zwei von 100 Enten), im Juni 2006 jedoch bereits 2,4 Prozent allen Geflügels und 3,3 Prozent der Enten. Der neue Subtyp des Fujian-Stammes war im September 2005 für drei Prozent aller H5N1-Infektionen bei Geflügel verantwortlich, im Juni 2006 jedoch für 95 Prozent. Die Hongkonger Forscher befürchten, dass die steigende Verbreitung von H5N1-Viren durch scheinbar gesundes Geflügel das Risiko eines Übergangs vom Geflügel auf den Menschen deutlich erhöht hat.

Allgemeine Empfehlungen zum Infektionsschutz für Menschen

Das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat auf seiner Internetseite Empfehlungen für Einsatzkräfte veröffentlicht, die mit der Beseitigung infizierter Tiere befasst sind.

Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem direkten Kontakt mit einem infizierten Tier oder dessen Ausscheidungen kommen, sollten einer Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zufolge „die Hände gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden und verschmutzte Kleidungsstücke in der Waschmaschine gereinigt werden. Auch wenn das Risiko einer Vogelgrippeerkrankung extrem gering ist, sollte bei Grippesymptomen ein Arzt zu Rate gezogen werden.“

Das Robert Koch-Institut (das auch eine telefonische Hotline für Fragen zur Vogelgrippe eingerichtet hat) hat ferner Empfehlungen herausgegeben, falls das Virus tatsächlich massiv auf den Menschen übertreten sollte. Sollte es hierzu kommen, sind Personen, die in engem Kontakt zu kranken Tieren stehen, gesetzlich dazu verpflichtet, bestimmte vorgeschriebene Schutzmaßnahmen zu ergreifen; es gibt hierfür einen Bundesmaßnahmenkatalog. Als sinnvoll ausgewiesen werden geeignete Schutzkleidung, Schutzhandschuhe, Schutzbrille und insbesondere Mundschutz.

Das amerikanische CTNSP („Center for Technology and National Security Policy“) empfiehlt auf seiner Homepage:

  • Mundschutz mit N 95 Masken
  • regelmäßiges Händewaschen
  • Wohnung sauber halten und reinigen
  • Menschenmassen meiden

Empfehlungen für den Umgang mit Geflügelfleisch

Weltweit ist bisher keine einzige Erkrankung an H5N1-Viren durch kontaminierte Lebensmittel bekannt geworden. Insbesondere in Westeuropa kann davon ausgegangen werden, dass bisher auch keine kontaminierten Geflügelprodukte in den Handel gekommen sind. Zusätzliche Vorsicht beim Umgang mit Lebensmitteln, die über die ohnehin erforderlichen Hygiene zum Schutz vor Salmonellose hinausgeht, wird daher derzeit von keiner amtlichen Stelle empfohlen.

Für Auslandsreisen gibt es hingegen eine Empfehlung des deutschen Auswärtigen Amtes: In Gebieten, in denen A/H5N1 verbreitet ist, sollten Geflügelfleisch und Eier stets vor dem Verzehr bis in den Kern über 70 °C erhitzt werden; konkret bedeutet das: Eier 10 Minuten kochen, Geflügelfleisch muss auch im Inneren eindeutig durchgegart, also an keiner Stelle mehr rötlich sein. In diesen Gebieten ist ferner auf jeden Fall ein Kontakt mit Tieren, die potentiell erkrankt sein könnten, zu vermeiden. Insbesondere sollte auf den Besuch von Vogel- oder Geflügelmärkten verzichtet werden.

Keine Präventiveinnahme antiviraler Mittel

Eine präventive Bevorratung mit Tamiflu® wird vom Auswärtigen Amt ausdrücklich nicht empfohlen. Vor einer präventiven Einnahme antiviraler Mittel wird von Ärzten zudem gewarnt, da man über die biologischen Eigenschaften der Vogelgrippe noch zu wenig wisse und für die Wirksamkeit bestehender Arzneien gegen ein möglicherweise noch zu entdeckendes Pandemie-Virus kein Beweis erbracht werden kann. Außerdem könnte ein solches Verhalten das Entstehen von resistenten Virenstämmen begünstigen.

Impfungen

Eine Impfung gegen A/H5N1 wird seit geraumer Zeit in diversen Labors erforscht, sie steht jedoch noch nicht für Menschen zur Verfügung. Damit eine Impfung sicher gegen ein Virus zu wirken vermag, müssen insbesondere dessen Oberflächenproteine bekannt sein. Gegen die momentan zirkulierenden H5N1-Virusstämme kann daher zwar voraussichtlich innerhalb überschaubarer Zeitspannen eine wirksame Impfung entwickelt werden, nicht aber gegen heute noch völlig unbekannte, künftige Virusstämme. Sollte das Virus tatsächlich mutieren und deshalb in stärkerem Maße als heute von Mensch zu Mensch übergehen können, wäre zu erwarten, dass diese neue Eigenschaft gerade auf veränderte Oberflächenproteine zurückzuführen ist.

Im Februar 2006 wurde nach einer Konferenz der deutschen Gesundheitsminister von diesen bekannt gegeben, dass man mit der deutschen Arzneimittelindustrie Absprachen getroffen habe über die rasche Herstellung von 160 Millionen Impfstoff-Einheiten, d.h. über zwei Einheiten pro Bundesbürger, falls es zu einer Pandemie kommen sollte.

Obwohl ein verlässlicher Impfstoff gegen den Erreger einer Pandemie also erst hergestellt werden kann, wenn der Ernstfall schon eingetreten ist, entwickeln derzeit diverse Forschergruppen anhand der bereits bekannten Varianten des H5N1-Erregers als Zwischenlösung so genannte Prototyp-Impfstoffe. Man erhofft sich hiervon, dass die Erfahrungen im Umgang mit den Viren dazu führen, im Fall einer Pandemie rasch auch einen Impfstoff gegen den Pandemie-Erreger herstellen zu können. Ferner hofft man, dass auch ein unvollkommener Impfstoff eine gewisse immunologische Wirkung zeigen könnte und so genannte Kreuzreaktionen gegen die dann aktuelle H5N1-Variante auslösen könnte. In Tierversuchen wurde dieser „Kreuzschutz“ wiederholt nachgewiesen; ob dies letztlich eine Erfolg versprechende Strategie sein wird, ist umstritten. Der spätestens seit Sommer 2006 in Südchina unter Geflügel vorherrschende H5N1-Subtyp des Fujian-Stammes wird Hongkonger Forschern zufolge beispielsweise nicht durch jene Antikörper erkannt, die auf den 2004 in Vietnam isolierten H5N1-Stamm ansprechen, den die Arzneimittelfirmen als Basis ihrer Impfstoffentwicklung genommen haben. Ein erster Prototyp-Impfstoff des französischen Herstellers sanofi-aventis wurde im April 2007 in den USA zugelassen; einziger Käufer ist die US-Regierung, die den Impfstoff für den Notfall einlagert. Dieser Impfstoff ist allerdings nur eingeschränkt wirksam: In einer klinischen Studie zeigte nach zweifacher Impfung weniger als jeder zweite Geimpfte eine Immunreaktion.

Eine herkömmliche Influenza-Schutzimpfung schützt nicht vor dem Virus A/H5N1, dennoch gibt es die Empfehlung vieler Experten, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Dies gilt insbesondere dann, wenn man in H5N1-gefährdete Gebiete reist. Eine „normale“ Grippeimpfung kann in der Regel eine Vermehrung der bekannten menschlichen Grippeviren unterbinden. So kann eine gleichzeitige Infektion mit beiden Grippesubtypen verhindert werden und damit eine mögliche „Kreuzung“ eines menschlichen Grippevirus mit A/H5N1. Eine solche Neukombination könnte das Risiko für Übergänge der Viren von Mensch zu Mensch stark erhöhen und zum Ausgangspunkt einer Pandemie werden.

Besonders für Kleinkinder und für Erwachsene jenseits der 65 kann ferner eine Impfung gegen Pneumokokken sinnvoll sein. Diese Bakterien sind häufig verantwortlich für die einer Virusinfektion unmittelbar folgende Lungenentzündung: Wer sich mit einem Influenza-Virus infiziert und in der Folge stirbt, stirbt normalerweise nicht unmittelbar durch die Viren, sondern an einer Sekundärinfektion; diese wird häufig durch Pneumokokken hervorgerufen.

Allerdings gibt es aus Asien Berichte, dass viele an A/H5N1 Erkrankte eine akute Entzündung der unteren Lungenlappen entwickelten, die unmittelbar vom Virus verursacht wurde. Zwei vietnamesische Kinder sollen überdies an einer Enzephalitis gestorben sein, ohne zuvor Anzeichen einer Erkrankung der Atemwege gezeigt zu haben.

Symptome beim Menschen

Die Inkubationszeit des Virus A/H5N1 scheint länger als die 2 bis 3 Tage zu sein, die bei der „normalen“ Humangrippe zu beobachten sind. Von der WHO veröffentlichte Daten besagen, dass die Inkubationszeit zwischen 2 und 8 Tagen liegt; allerdings sind auch Fälle mit 17 Tagen Inkubationszeit beschrieben worden. Die WHO empfiehlt, im Rahmen von epidemiologischen Studien eine Inkubationszeit von 7 Tagen zu unterstellen. Alle Patienten mit einer H5N1-Infektion entwickelten schon in einem frühen Stadium eine Lungenentzündung.

Nach Krankheitsbeginn sind regelmäßig zunächst folgende grippeähnliche Anzeichen beobachtet worden:

  • extrem hohes Fieber
  • Husten
  • Atemnot
  • Halsschmerzen

Teils auch Durchfall, seltener Bauchschmerzen und Erbrechen.

Im weiteren Krankheitsverlauf sehr oft:

  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Magenbeschwerden
  • Darmbeschwerden
  • Erhöhung der Leberwerte
  • starke Verminderung der Leukozyten (Leukopenie)
  • starke Verminderung der Erythrozyten (Anämie)
  • starke Verminderung der Thrombozyten (Thrombozytopenie)

Gelegentlich entwickelten Patienten zusätzlich eine Nierenschwäche, die sich später bis hin zum kompletten Nierenversagen steigerte. Häufig jedoch stellte sich ein tödliches Lungenversagen ein, oder die Erkrankten verstarben an einem Multiorganversagen. Die relativ hohe Todesrate ist bei neuartigen Viruserkrankungen nicht ungewöhnlich und erklärt sich u. a. dadurch, dass dieses Virus einerseits noch nicht an den Menschen angepasst ist (und daher seinen Wirt rasch umbringt, statt ihn als „Werkzeug“ zur Weiterverbreitung zu nutzen) und andererseits der Mensch so gut wie keine Abwehrkräfte gegen diesen Virussubtyp besitzt.

Einer Hongkonger Forschergruppe zufolge setzen die Viren vor allem in der Lunge bestimmte entzündungsfördernde Stoffe (Zytokine, speziell Interleukin 6) frei, die ganz allgemein die Immunantwort des Körpers gegen eingedrungene Erreger aktivieren. Von den H5N1-Viren werden allerdings drei- bis fünfmal so viele Cytokine freigesetzt wie von Humangrippeviren, was rasch zu einem schweren toxischen Schock und zu Multiorganversagen führen kann.[40]

Behandlung beim Menschen

Die WHO hat im Juni 2006 Richtlinien zur medikamentösen Behandlung von H5N1-Patienten veröffentlicht. Bei erkrankten Menschen können im Frühstadium der Krankheit die antiviralen Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Handelsname Tamiflu®) zur Einnahme oder Zanamivir (Handelsname Relenza®) zur Inhalation helfen, sofern der Erreger gegen diese Medikamente nicht resistent ist. Nach Berichten von japanischen Medizinern in „Nature“ gibt es bereits gegen Oseltamivir resistente Virenstämme von A/H5N1.

Krisenpläne für den Fall einer Pandemie

Die WHO entsendet in die betroffenen Gebiete jeweils rasch Ermittler (Feld-Epidemiologen). Diese versuchen mit oft erheblichem Aufwand, die Übertragungswege und die Veränderungen der Erbanlagen des Virus nachzuvollziehen. In vielen Staaten wurden nationale Krisenpläne für den Fall eines massiven Übergangs von Vogelgrippeviren auf Menschen erarbeitet.

Quelle: Wikipedia


Letzte Änderung: 07.10.2018

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