Die kleine Tee-Kunde: Die heilenden Kräfte von Tee

Aus der Kategorie ein Expertenbeitrag Ernährung, Diätik, Zunehmen, Esstörungen

Die heilenden Kräfte von Tee sind in Asien schon seit Jahrtausenden bekannt - Wohl kein anderes Getränk wird weltweit so sehr mit Ruhe, Entspannung und Meditation assoziiert wie Tee, zahlreiche Aphorismen und Weisheiten setzen den heiß oder auch kalt genossenen Aufguss der grünen Blätter mit Geduld und Gelassenheit gleich. „Abwarten und Tee trinken“ ist hierzulande ein geflügeltes Wort, im großen Teetrinkerland England wird die berühmte „cup of tea“ so wie das deutsche „Das ist (nicht) mein Bier“ verwandt, in der historischen Heimat der Pflanze, in China, wird Tee getrunken, „um den Lärm der Welt zu vergessen.“

Der einschlägigen Forschung zufolge wurde der erste Tee schon gut 1.500 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung als Heilpflanze im Südwesten des Reichs der Mitte angebaut. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Tee von dem berühmten chinesischen Arzt und Erfinder der Anästhesie Hua Tuo im dritten vorchristlichen Jahrhundert. Als Geburtsort des Tees gilt heute die Stadt Lincang im Kreis Fengqing in der Provinz Yunnan, dort steht eine gut 3.200 alte Teepflanze (Camellia sinensis).

Tee

In Europa sind heute Engländer und Ostfriesen die Weltmeister im Teetrinken

Über die sechs klassischen Teerouten und historischen Handelswege gelangte der Tee im Laufe der Zeit dann von Südwestchina in die restlichen Regionen des Landes sowie nach Burma, Thailand, Tibet, Singapur, Vietnam, Malaysia und Hongkong sowie nach Europa.

Im Paris, Lissabon, London und Hamburg des 17. und 18. Jahrhunderts war Tee als teuer importiertes Getränk jedoch nahezu exklusiv dem Adel, reichem Bürgertum und der hohen Geistlichkeit vorbehalten. Man schätzte Tee in diesen erlauchten Kreisen schon damals als je nach Sorte und Art der Zubereitung belebend oder beruhigend.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelten sich teils bis heute eigenständige europäische Teekulturen, so etwa in Großbritannien, Russland, in der Türkei und in Ostfriesland. Dort wird nach wie vor mit gut 300 Liter pro Kopf und Jahr aus kräftigen, malzigen und an Honig erinnernden, ergiebigen und gegen das regional harte Wasser unempfindlichen schwarzen Assamtees etwa das Zwölffache des deutschen Durchschnittsverbrauchs getrunken.

An den Küsten Nordwestdeutschlands genießt Tee fast den Status einer Religion

Die typischen sog. „Ostfriesentees“ aus bis zu 10 Schwarzteesorten aus dem indischen Assam sowie aus Ceylon, Afrika, Java, Sumatra und Darjeeling werden dabei im Rahmen der traditionellen „Teetied“ (Teezeit) nach streng befolgten klassischen Regeln zubereitet. Unverzichtbar hierfür ist eine Teekanne, in welcher die losen Teeblätter in zwei Schritten mit heißem Wasser aufgegossen werden und 3 bis 4 Minuten ziehen. Serviert wird der Tee durch ein Sieb in dünnwandige Teetassen, in denen bereits weißer oder brauner „Kluntje“ (Kandiszucker) liegt, dann wird vorsichtig mit einem Löffel Sahne beigeführt. Der auf diese Weise geschichtete Tee wird ungerührt getrunken, somit entfalten sich gleich drei Aromen. Die Teekanne kommt zum Warmhalten auf das Stövchen, je nach Anlass wird zum Tee auch Gebäck gereicht.

Wer in Ostfriesland bei einem Teetreffen in trauter Runde zu Gast ist, sollte möglichst mindestens drei Tassen trinken, alles andere gilt als mindestens unhöflich oder gar den Hausherren gegenüber als beleidigend.

Was die regionalen Bier- und Weinsorten in Deutschland, ist der Tee in China

Diese strikt reglementierte Form der Zubereitung von Tee erinnert etwas an die vergleichbar stark ritualisierten Arten des Teekochens in China und Japan, wobei sich der detaillierte Ablauf dort nach der jeweils verwendeten Teesorte richtet. So werden etwa Oolong-Teeblätter mit mehrfachen Aufgüssen nach einem genauen Sekundentakt eingeschenkt und genossen, der erste Aufguss mildert dabei lediglich die Bitterkeit und wird nicht konsumiert. Typisch für China sind stark regional ausgeprägten Vorlieben, so ist zum Beispiel in der Hauptstadt Peking Jasmintee sehr populär, in der Provinz Fujian im Süden schwarzer Tee, in Tibet mag man pulverisierten und zu Blöcken gepressten Grüntee, der mit Salz und Yakbutter gewürzt in der Kanne aufgekocht wird. Für Nordchina ist Tee mit Milch charakteristisch, in der Provinz Hunan Tee mit Ingwerscheiben, gerösteten Sojabohnen und Sesam. Nahezu religiös und philosophisch mutet hingegen die japanische Teezeremonie „chad?“ (Teeweg) an, bei welcher Tee nach den Prinzipien der Lehre des „Zen“ zubereitet, mit bestimmten Bewegungen, traditioneller Musik und in spezieller Kleidung in eigens dafür errichteten Teehäusern serviert wird. Kleiner Tipp: Feine und seltene Teesorten findet man in Bioläden oder in Tee Fachgeschäften wie www.teegschwendner.de.

Teebeutel sind bei Kennern nur wenig beliebt, über Brühzeiten lässt sich streiten

Für unsere Breitengrade lassen sich, so man nicht den „Frevel des Teebeutels“ begehen möchte, bezüglich der empfehlenswerten Zubereitungen für Tee einige eher einfache und praktische Ratschläge geben.

Ungeachtet der noch immer nicht vollständig erforschten genauen Wirkungsweise der beruhigenden Aminosäure Theanin, die sich nach einigen Minuten aus den Teeblättern löst, beobachtet man unabhängig von der jeweiligen Sorte am besten das Verhalten der Blätter im heißen Wasser der Teekanne. Frühestens nach ca. 20 Sekunden und spätestens nach 5 Minuten werden die Blätter an der Oberfläche und diejenigen am Boden sinken bzw. aufsteigen, dann ist ein guter Zeitpunkt erreicht, um den Tee abzugießen. Als zusätzliche Faustregeln für die optimale Entfaltung von Aroma, Duft und Farbe im Rahmen einer kleinen Teekunde kann man zur besten Brühzeit und Temperatur folgende ungefähre Angaben machen:

  • Weißer Tee: 65 bis 70 °C
  • gelber Tee: 70 bis 75 °C
  • grüner Tee: 75 bis 80 °C

Diese Teesorten benötigen aufgrund ihrer feinen Aromastruktur nur 1 bis 2 Minuten Brühzeit.

Die kräftigeren Sorten:

  • Oolong: 80 bis 85 °, 2 bis 3 Minuten
  • und schwarzer Tee (99 °C), 2 bis 3 Minuten

Der würzige Pu'erh-Tee (95 bis 100 °C) kann zeitlich unbegrenzt gebrüht für mehrere Aufgüsse zum Einsatz kommen.


Letzte Änderung: 15.07.2018

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