Zum Menschsein geboren
Was heißt es eigentlich, Mensch zu sein? Was einen Menschen aus und wie unterscheidet er sich von anderen Wesen?
Leben ist ein endloser Prozess der Entwicklung. Das lässt sich daran erkennen, dass alle Dinge im Leben stets vorwärts und niemals rückwärts laufen. So wie Tiere und Menschen gehen vorwärts gehen, so geht auch die Zeit und alle anderen Dinge nach vorne. Schritt für Schritt bewegt sich alles vorwärts. Noch nie habe ich erlebt, dass sich Dinge zurück entwickeln. Selbst wenn wir Angelegenheiten vernachlässigen, ist das Vertrocknen einer vergessenen Zimmerpflanze eine fortschreiten zu sehen. Es steht nichts still im Universum. So auch wir nicht. Jemand sagte mal, dass das Einzige, was sicher ist, nichts sicher ist. Oder alles was fest steht, ist das nichts fest steht. Mag sein das dies sehr entmutigend und verunsichert klingt. Dennoch habe wir eine großartige Möglichkeit, daraus etwas Sinnvolles machen.
Der Mensch unterscheidet sich von allen anderen Lebewesen darin, dass er ein Schöpfer ist und sein Leben einzigartig erschaffen kann. Das ist die erste Kostbarkeit, die das menschliche Sein ausmacht, in der zugleich auch seine wichtigste und wertvollste Aufgabe steckt, ganz auf seine Weise Liebe zu leben und Ganzheit zu erfahren. Um dies zu bewerkstelligen kann es vorteilhaft sein, wenn der Mensch gegenteilige Erfahrungen (Angst) macht, da er hierbei stärker gefordert wird, seiner Schöpferkraft Raum zu geben. So gesehen, kann z. B. eine Krise als Chance genutzt werden. Aber auch angenehme Ereignisse können motivierend wirken, wie z. B. Gruppendynamik.
Dazu muss man einsehen, dass alle Lebewesen gleichwertig zu behandeln sind, da sich globale Ziele nur durch Gleichheit erreichen lassen. Ich bin überzeugt davon, wenn man die Individualität jedes Einzelnen fördert (statt zu unterdrücken), kann jeder sein wahres Wesen entdecken und so seine Einmaligkeit leben. Aus dieser Freiheit heraus kann Gleichwertigkeit und somit Interesse an Gemeinschaftsbildung entstehen.
Ein weiterer Aspekt, unsere schöpferische Kraft zu nutzen, ist, dass wir Menschen uns zum Menschsein hin entwickeln. Die Wahrheit ist, dass wir nie ein Paradies verloren haben. Das Paradies ist hier und jetzt und war nie fort. Die Einzigen die nicht hier und jetzt sind, sind wir. Wir sind es, die nicht in der Gegenwart leben. Durch unsere verzerrte Sichtweise, die durch unseren Glauben an die verlorene Einheit entstand, entstand der Irrtum des Getrennt seins in uns, was einen Mangel auslöste. Wir hielten es für logisch, das wenn uns etwas fehlt, wir danach suchen müssten, um diesen Mangel wieder auszugleichen. Statt in die Einheit zu erkennen und in ihr zu leben, haben wir uns selbst vom Ganzen getrennt und an eine Illusion geglaubt.
Die wird bis heute auf allen Ebenen so gelebt. Dieser Irrtum wird sogar durch Staat, Kirche und Wirtschaft gefördert, weil unsere ganzen Systeme auf dieser Fehlannahme gebaut sind. Konsum- und wegwerf Denken ist der beste Beweis dafür. Bemerkenswert dabei ist, dass diese Einstellung nie zum gewünschten Ergebnis führt, weil es eine ständige Suche nach Ganzheit bleibt, ohne je wirklich anzukommen. Auch das ist ein Beweis dafür, das Konsumdenken das Mangelgefühl nur weiter aufrechterhält, anstatt es aufzuheben.
Diese Lebenshaltung entfernt uns von der Einheit und somit von uns selbst. Wir sind uns untreu geworden und missachten unserer eigenen Wahrheit. Wir haben uns ein Bild als Ersatzidentität von uns selbst gemacht, welches auf Vergänglichkeit beruht, was einen Kreislauf in gang setzt und uns gefangen nimmt. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das Vergängliche und nicht auf das Ewige. Das lässt sich am Verhalten der Menschen deutlich lesen, da jeder, der seine Identität auf die vergängliche Seite des Lebens bezieht, seine ganze Kraft einsetzt, dem Tod solange es geht zu entkommen. Langes Leben, hohe Gesundheit, ewige Jugend, usw. Die ganze Aufmerksamkeit dreht sich nur um die Erhaltung des nicht Haltbaren. Konkurenz Denken ist auch eine Folge hiervon. Auch dies wird gesellschaftlich gefördert.
Wenn ich mich mit etwas vergänglichem identifiziere, ist mein Lebensgrundgefühl, die Angst vor dem Tod, den ich dann so gut es geht zu entkommen versuche und meine Lebenszeit nur dafür einsetzte, das Unvermeidliche zu vermeiden.