Was ist Psychosomatik?
Kopf und Körper arbeiten zusammen. Wir lenken unseren Körper, aber manchmal lenkt der Körper auch unseren Verstand. Und dieser spielt uns ab und zu auch Streiche. Wir sind einfach komplexe Wesen und da kann das eine oder das andere nicht stimmen und wir wissen gar nicht, wie uns geschieht. Doch was hat es damit auf sich? Dafür hat man einen Fachbegriff: Psychosomatik. Was genau ist das und mit was genau befasst sich die Psychosomatik?
Der Begriff
Als Psychosomatik ("psyche" für "Seele" und "soma" für "Körper") versteht man gemeinhin eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Körpers und des Geistes. Das gesamte Wechselspiel von Psyche, Körper und sogar den Lebensumständen werden in den Blick genommen und man versucht, zu ermitteln, was diesen Schmerz oder jene Beschwerde auslöst. Es trägt der eben erwähnten Komplexität des Menschen und des Lebens Rechnung und versucht aufzuschlüsseln, woher etwas kommt, um es dann zu lösen. Damit verhindert man eine Fehldiagnose und - viel wichtiger - eine Fehlbehandlung, die Folgeschäden mit sich bringen kann. Denn was, wenn es gar nicht am Körper liegt, doch man nur den Körper behandelt? Dann werden die Beschwerden nicht verschwinden.
Die Geschichte
Will man in die Geschichte der Psychosomatik blicken, muss man in die Geschichte der Medizin als solche blicken, denn seit frühester Zeit, seit der Mensch sich für den eigenen Körper und die Krankheiten interessiert, hat man auch Zusammenhänge zwischen der Psyche und dem Körper gesehen und zu ergründen versucht, um den Patienten viel besser helfen zu können. Das hat seinen Ursprung auch darin, dass in der Philosophie und der Religion schon immer die Frage nach einer Seele gestellt wurde und wie Körper und eine Seele zusammenwirken könnten oder ob sie unabhängig voneinander existieren könnten. Es lag also nahe, es direkt in die aufkommende Medizin einzubetten und danach zu suchen und den Körper so zu behandeln. Sätze wie "Aus einem gesunden Körper wird ein gesunder Geist entspringen!" sprechen heute noch Bände über dieses Konzept und wie fest es in der Gesellschaft verankert war und ist.
Das Wort "Psychosomatik" selbst wurde erst 1818 eingeführt und weithin geprägt. Zum ersten Mal wurden die Psyche und die Lebensumstände mit der körperlichen Verfassung in Einklang gebracht und im 19. Jahrhundert wissenschaftlich ergründet.
Im 20. Jahrhundert sprang die Psychoanalyse der Psychosomatik bei und man ging davon aus, dass Leiden auch durch ungelöste unbewusste Konflikte und Traumata ausgelöst werden und wollte dem so auf die Spur kommen.
Über verschiedene Umwege und Sackgassen ist die Psychosomatik im 20. und im 21. Jahrhundert weiterentwickelt worden und ist auch ein eigenes Fachgebiet innerhalb der Medizin geworden, inklusive Forschung und Anerkennung anderer medizinischer Fachrichtungen. Durch die Entdeckung der Hormone und dessen Einfluss auf uns und noch vieler mehr Wechselwirkungen war die Grundlage für die Psychosomatik immer fundierter und man konnte Menschen immer mehr und mehr helfen. Psychiater, Psychologen und Ärzte schicken sich die Patienten hin und her, klären Dinge ab (sogenannte Konsiliarberichte) und bestätigen, dass es keine körperliche oder keine psychische Ursache hat.
Die Medizin dahinter
Wie schon erwähnt, die Psychosomatik ist ein eigenes Fachgebiet und behandelt die Wechselwirkung des Körpers mit den psychischen Umständen und behandelt die darauf basierenden Beschwerden und Leiden. Das klingt erst mal einfach, doch die tatsächliche Medizin dahinter ist komplex und fächert sich in viele Teilbereiche (siehe hier: Seelische Ursachen Verzeichnis) auf, um wirklich alles abzudecken und jeder Beschwerde nachgehen zu können. Im Laufe der Jahrzehnte kamen durch Forschungen viele Zusammenhänge ans Licht und viele Behandlungen konnten entwickelt werden. Doch nicht nur die Behandlung ist Ziel, sondern auch schon die Vorbeugung. Wenn man weiß, was etwa Stress auslösen kann, so kann man helfen, Stress abzubauen, damit umzugehen oder komplett zu meiden. Damit kommt es gar nicht erst zu körperlichen Beschwerden. Damit verhält sich psychischer Druck ähnlich wie zum Beispiel das Rauchen.
Weitere Anwendungsbereiche:
- Traumata wie posttraumatische Belastungsstörung
- Essstörungen
- Drogenabhängigkeit
- Bewältigung schwerer Krankheiten und Verletzungen
Wie man sieht, hat die Psychosomatik wirklich unzählige Dinge beizutragen. Der Mensch ist eine komplexe Lebensform und mit jedem Jahrzehnt wurde der Medizin klar, wie komplex die biologische Maschine Mensch tatsächlich ist. Niemand spricht mehr von der "Hysterie", wenn zum Beispiel Frauen sich über Beschwerden äußern. Sondern man gräbt tiefer und schaut, was die Ursache sein kann und meistens findet man dann auch etwas. Es ist ein komplexes Wechselspiel und man kann die Ursache ganz woanders vermuten. Einigen Dingen muss man lange und mit vielen Tests auf den Grund gehen, aber man kann sie finden. Viele Schmerzen im Kopfbereich können zum Beispiel mit den Zähnen zu tun haben. Oder mit der Rücken-Nacken-Muskulatur. Und das kann wiederum auf psychische Ursachen zurückgehen. Ein Rattenschwanz der Ursachen und Symptome und Beschwerden und dann ist man froh, wenn ein Fachgebiet genau damit auskennt und weiter und weiter forscht.
Körperlich-psychische Zusammenhänge
Die griffigste Emotion, die jeder kennt, ist Angst. Und Angst macht viel mit uns. Und das hat auch seinen evolutionären Sinn. Haben wir Angst, wird in der Nebenniere Adrenalin ausgeschüttet. Wir sollen zu körperlichen Höchstleistungen angetrieben werden. Kämpfen oder fliehen. Für unsere Vorfahren hing da oft das Leben ab. Aber der Preist ist, dass der Körper durch dieses Hormon die Verdauung und andere unwichtigere Körperfunktionen zurückfährt. (Stichwort: Sympathikus und Parasympathikus) Wenn man fliehen oder kämpfen muss, dann hat man keine Zeit, die letzte Mahlzeit ordnungsgemäß zu verdauen, weil es keine Rolle spielt. Dafür wäre später noch Zeit. Was früher also Sinn hatte, kann heute zu einer Überbelastung führen. Angststörungen in der Zivilisation sind verbreitet und durch Stress verschiedener Art genährt. Der Körper verfällt viel zu oft in den Kampf- und Fluchtmodus, ohne sich wirklich erholen zu können. Das liegt daran, dass die körperliche Herausforderung, auf die unser Körper eigentlich die Hormone ausrichtet, bleibt aus. Körperlich erreicht man kein Gleichgewicht mehr. Die eben erwähnten "unwichtigen" Körperfunktionen werden nicht mehr so aktiviert, wie es nötig wäre. Verdauungsprobleme, Magenkrämpfe und andere Dinge dieser Art können die Folge sein und die Lebensqualität massiv einschränken. Alles zurückzuführen auf eine Angst, die man in den Griff kriegen kann, doch die erst einmal auch unseren Körper im Griff hat, weil wir es über Jahrmillionen so geerbt und gelernt haben. Doch die Ursache ist eine Emotion. Und möglicherweise ist es nicht immer der erste Gedanke, weil die Angst für viele Menschen so normal geworden ist, dass es nicht länger als außergewöhnlicher Zustand wahrgenommen wird, obwohl er es sein sollte. Ein kurzes Hoch der körperlichen Funktionen, um dann wieder abzuflachen. Früher war da möglich, doch mit en heutigen massiven Eindrücken in einer langen Kette allein an einem Tag gibt es viele, viele Hochs, aber wenig Erholung.
Fazit
Besonders für das 21. Jahrhundert ist die Psychosomatik eine wichtige Disziplin innerhalb der Medizin. Menschen fühlen sich mehr verstanden, kriegen die richtige Behandlung und man wird schneller wieder gesund, da das Problem tatsächlich passend identifiziert werden kann und man schickt den Patienten dann zum Arzt oder zur Psychotherapie oder beides. Jeder kriegt das, was er braucht. Und das ist nicht nur für Patienten gut, sondern auch für Therapeuten. Der Mensch ist ein vielschichtiges Wesen, kein Auto, wo eine Schraube locker sitzt. Sondern es kann zu einer ganzen Reihe von Symptomen führen, denen man nachgehen muss, um zur Quelle zu kommen, die etwas ganz anderes darstellen kann, als man zuvor angenommen hat.