Wir sind, was wir tragen: wie Kleidung unser Verhalten beeinflusst
Es gibt Situationen im Leben, da ist das Tragen bestimmter Kleidung unerlässlich und eine sozial-gesellschaftliche Notwendigkeit. So würden vermutlich die meisten Menschen nicht auf die Idee kommen, in Jogginghose in die Oper zu gehen oder in Badeshorts zum Bewerbungsgespräch zu kommen. Ganz nach dem Motto "Kleider machen Leute" geht es dabei jedoch nicht nur um den Eindruck, den wir mit unserer Kleidung beim Gegenüber erwecken, sondern ebenso um unser eigenes Verhalten. Tatsächlich hat das, was wir anhaben, großen Einfluss auf unsere Konzentrationsfähigkeit, unser Selbstbewusstsein und unseren Erfolg.
Selbstbewusst kleiden
Kleiden wir uns schick, so fühlen wir uns oftmals selbstbewusster. Und in der Tat: Studien belegen, dass beispielsweise Männer in Anzügen nicht nur ein dominanteres und erfolgreicheres Auftreten haben, sondern beim Tragen dieses Kleidungsstückes auch abstrakter denken können. Gleichsam ändert sich meist automatisch unser Benehmen und Auftreten, wenn wir uns in festlicher Kleidung auf einer Feier bewegen. Dies bedeutet, dass es bei dem, was wir am Körper tragen, nicht nur darum geht, andere Menschen zu beindrucken, sondern auch ein Stück weit uns selbst. Diese Erkenntnis können wir uns im Alltag in verschiedenen Situationen zunutze machen. Korpulentere Frauen haben z. B. häufig Hemmungen, sich schick zu kleiden und neigen infolgedessen dazu, sich unter übergroßer Kleidung zu "verstecken". Doch genau dieses Verhalten ist kontraproduktiv, denn es verstärkt häufig das schlechtere Selbstbild. Stattdessen wäre es beispielsweise ratsam, auch bei großen Größen für einen Theaterbesuch oder eine Feier auf Abendmode zurückzugreifen und sich etwas Schickes und Passendes für den Anlass zu kaufen anstatt möglichst wenig zu zeigen. Dabei gilt: Solange wir uns wohlfühlen, kann die Kleidung dazu beitragen, selbstbewusst aufzutreten.
Kleidung und Assoziationen
Doch wodurch genau entsteht dieser Effekt? Forscher fanden heraus, dass beim Betrachten bestimmter Kleidung Assoziationen in uns entstehen. So verbinden wir manche Kleidungsstücke mit gewissen Eigenschaften, die wir uns dann unterbewusst aneignen, wenn wir diese Kleidung selbst am Körper tragen. So verbinden wir beispielsweise einen klassischen, weißen Arztkittel mit Sorgfalt und Achtsamkeit. In Experimenten waren Testpersonen mit einem weißen Kittel tatsächlich auch leistungsfähiger als die Probannten ohne. Selbst bei sehr jungen Menschen hat die Kleidung, die sie tragen, Einfluss auf ihr Verhalten. In einer Studie aus dem Jahr 2016 zeigte sich, dass Kinder beim Erledigen der Hausaufgaben konzentrierter und motivierter agieren, wenn sie verkleidet sind. Diesem Phänomen liegt eine ähnliche Ursache zugrunde: Kinder besitzen dann eine bessere Kontrolle über sich, wenn sie ihr eigenes Verhalten von außen reflektieren können - ganz so, als seien sie eine dritte Person. Tragen sie nun also ein Kostüm, lassen sie sich weniger von sich selbst ablenken und können sich besser auf ihre Aufgaben konzentrieren. Dies zeigt: Wer sein Verhalten ändern möchte, kann eventuell bei der Kleidung anfangen.
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