Die schädlichen Wirkungen des Tabaks für die spirituelle Entwicklung

Aus der Kategorie ein Expertenbeitrag Bewusstsein, Spiritualität, Seele, Licht

Einführung von Könchog Tendzin: Es ist bemerkenswert, daß die tibetisch-buddhistische Kultur als einzige den Gebrauch von Tabak und Drogen nicht nur als gesundheitsschädlich betrachtet sondern auch als großes Hindernis für die geistige Entwicklung.

In diesem Text erklärt S.H. Dudjom Rinpoche die Geschichte und die Nachteile des Tabaks. S.H. trug dafür die wichtigsten Äußerungen von Guru Padmasambbhava *1 zu diesem Thema zusammen. Es handelt sich dabei um Vorhersagungen die in Termas *2 entdeckt wurden oder um Belehrungen großer Tertöns wie Machig Labdrön (11. Jhd.), Rigdzin Godem (1327-1387), Entdecker des Chang-Ter (dessen jetziger Halter S.H. Kyabje Khordong Terchen Tulku Chhimed Rigdzin Rinpoche ist), Sang-gye Lingpa (1340-1396), Ratna Lingpa (1403-1478), Dundröl Dorje (1615-1672), Longsal Nyingpo (1615-1672), Drodröl Lingpa (17. Jhd.) und Tugchog Dorje (18. Jhd.).

Einleitung von Ngak'chang Chögyam Rinpoche

Es ist in der Tat bemerkenswert, daß der tibetische Buddhismus den Gebrauch von Tabak als gesundheitsschädlich und hinderlich für die geistige Entwicklung betrachtet. Aber es ist sogar noch bemerkenswerter, daß sich so viele westliche Schüler des Tibetischen Buddhismus der furchtbaren Konsequenzen des Rauchens vollkommen unbewußt sind, trotz der Veröffentlichung (1979) von S.H. Jigdral Yeshe Dudjom Rinpoches Ratgeber zu diesem Thema.

Es ist ein Aspekt der schädlichen Wirkung des Rauchens, daß Dudjom Rinpoches Text über das Rauchen von Tabak und anderer schädlicher Stoffe im Westen so wenig bekannt ist. Seit langem überrascht mich die ungewöhnlich große Zahl von ernsthaft Praktizierenden des Tantra im Westen, die diesen Text nicht kennen. Noch mehr erstaunt mich aber, daß so viele westliche Praktizierende trotz gegenteiliger Anweisungen ihrer eigenen Lamas mit dem Rauchen fortfahren.

Sang-Ngak-Chö-Dzong brauchte 10 Jahre, um eine Kopie dieses Textes zu bekommen! Es schien immer sehr merkwürdig, daß nicht in jedem Tibetisch- buddhistischen Zentrum Kopien erhältlich sind. Es schien immer so, als ob da eine Art Verschwörung in Gang sei um ihn unzugänglich zu machen. Dank der Freundlichkeit von Rev. Naljorpa Samten Gyamtso kann Sang-Ngak-Chö-Dzong diesen so nützlichen Text weiter verbreiten.

Dieser Text wird von Sang-Ngak-Chö-Dzong nicht nur zum Nutzen derer veröffentlicht, die die tantrische Praxis anstreben, sondern für jeden überall, denn das Rauchen ist schädlich für das Leben, die Gesundheit und das Glück aller Wesen. Die heim-tückische Umklammerung des menschlichen Geistes durch den Tabak schafft diese lächerliche Situation, in der Warnungen über die ernsthafte Gefährdung der Gesundheit auf Zigarettenpackungen gedruckt werden können, ohne daß dies einen nennenswerten Einfluß auf die Verkaufsrate des Giftes hätte. Es ist, gelinde gesagt, bizarr, daß es sich hier um ein legal erhältliches Produkt handelt, dessen Konsumenten von Rechts wegen gewarnt werden, daß es die Gesundheit gefährden kann. Jedes andere Produkt, das im Verdacht steht, gesundheitsgefährdend zu sein (ganz zu schweigen von ernsthaft gefährdenden) wird sofort vom Markt genommen.

*3 Es ist bekannt, daß das Rauchen von Tabak eine größere Abhängigkeit erzeugt als das Heroin. Dennoch ist es erlaubt, schon im Alter von 16 Jahren (Großbritannien 1992) Tabak-Produkte zu erwerben - 2 Jahre, bevor man Alkohol kaufen oder wählen darf.

Wenn man den folgenden Text liest und über ihn nachdenkt, hält man seine Aussagen vielleicht für etwas zu extrem.

Anbetracht der mystischen Quellen dieses Textes könnte man die verschiedensten Überlegungen anstellen. Man könnte aus dem einen oder anderen Grund glauben, daß es nicht möglich sein kann, daß sich das Rauchen so verhehrend auf den Geist auswirkt ... Wie auch immer, man muß nur den Umstand betrachten, wie diese offensichtlich schädliche Gewohnheit geschützt wird, um zu vermuten, daß sie eine sehr ungewöhnliche Art von Macht über sehr viele Menschen ausübt. Man muß keinerlei "mystische" Vermutungen Anstellen, im zu diesem Schluß zu kommen.

Obwohl viele Maßnahmen gegen das Rauchen unternommen wurden, ist es doch in der Öffentlichkeit meist noch erlaubt - trotz der Tatsache, das das passive "Mitrauchen" weitaus gesundheits- schädlicher ist als das aktive Rauchen. Mit diesem Wissen muß es absonderlich erscheinen, daß Eltern, die ihre Kinder dem passiven Rauchen aussetzten, nicht der Kindesmißhandlung für schuldig befunden werden.

Gerade wegen der schädigenden Wirkung des Tabaks auf den Geist und trotz der überwältigenden medizinischen Erkenntnisse bleiben Zigaretten frei erhältlich. Die die Gesellschaft korrumpierenden Eigenschaften des Rauchens haben Bedingungen der freien Verfügbarkeit und des Konsums geschaffen, wie sie für kein anderes Produkt, Nahrungsmittel oder Medikament durchsetzbar wären.

Dies liegt nicht einfach an den einflußreichen Lobbys der Tabak- Erzeuger, denn in den USA und anderswo konnte keine Lobby das Alkoholverbot verhindern. Vielmehr liegt es an dem vergiftenden Einfluß des Tabaks auf den menschlichen Geist, wie Padmasambhava und auch die großen Tertöns, die seine Lehren entdeckten, offenbarten.

Allein auf der Basis medizinischer Erkenntnisse gibt es keinen Grund, warum ein einigermaßen intelligenter Mensch mit dem Rauchen fortfahren sollte, ganz abgesehen von jemandem, der die Praxis des Inneren Tantra antrebt ( Die Gelübde des Inneren Tantra enthalten eindeutige Prinzipien des Respekts für die Gesundheit und das Mandala des Körpers).

Aber auf der Basis des folgenden Textes kann es für keinen westlichen Praktizierenden des inneren Tantra möglich sein, mit dem Rauchen fortzufahren.

Ich wünsche mir sehr, daß die Verbreitung des Textes von S.H. Jigdral Yeshe Dorje Dudjom Rinpoche dazu beitragen wird, daß das Rauchen von unserer Welt verschwindet, zum Nutzen von allem und jedem überall.

Möge dies glückverheißend sein!


"Wegweiser, der den Blinden vom falschen Pfad in den Abgrund wegführt"

von S.H. Jigdral Yeshe Dorje Dudjom Rinpoche

Bevor ich die Geschichte des Tabaks darlege, bringe ich Padmasmbhava, dem Weiheits-Körper aller Buddhas, Bodhisattvas und Einheit aller Buddha-Familien, mit tiefstem Respekt meine Verehrung dar.

"Ungefähr hundert Jahre nachdem Buddha Shakamuni in das Nirvana einging, tauchte in China ein Wesen mit dämonischen Absichten auf. Dieses Wesen war durch große Habgier verrückt geworden und sprach während es starb folgende Worte: "Mögen die Wesen dieser Erde durch den Kontakt mit meinem Körper in schmerzhafte Daseinsbereiche geführt werden. Begrabt meinen Körper unversehrt und nach einiger Zeit wird aus ihm eine Pflanze hervorgehen, die anders ist als alle anderen. Durch den Geruch allein werden die Menschen ein großes Vergnügen empfinden, aber es wird sie ihres geistigen Friedens berauben. Diese Pflanze wird sich überall ausbreiten bis fast alle Wesen dieser Erde sich der Illusion hingeben, sie zu genießen". In unserer Zeit ist die Erfüllung dieses Wunsches deutlich erkennbar.

Dieses Gift oder andere Rauschmittel

*4, die man durch Mund oder Nase aufnimmt, helfen weder dabei, Hunger und Durst zu vertreiben, noch haben sie einen köstlichen Geschmack oder tragen bei zur Erhaltung der Stärke oder der Lebenskraft. Tatsächlich verursachen sie Nervosität, einen erhöhten Blutdruck, Krebs und Lungen- krankheiten. In unseren Tagen wird fast jeder unwiderstehlich von diesen Substanzen angezogen und konsumiert sie ohne Kontrolle. So hat sich der Wunsch des dämonischen Wesens letztendlich erfüllt.

So finden wir im Terma von Chögyal Ratna Lingpa

"Als der große Meister Padmasambhava die neun Brüder, die das Samaya *5 gebrochen hatten, unter Eid verpflichtete, sprach der Jüngste von ihnen: "Brüder, verzweifelt nicht! Ich werde in China als Tabak wiedererscheinen. Er wird "schwarzes Gift" heißen und in den Grenzgebieten auftauchen, von wo aus er nach Zentraltibet gebracht wird. Das tibetische Volk wird dieses Genußmittel konsumieren und durch seine Kraft werden die fünf Geistesgifte zunehmen. Die Menschen werden die zehn tugendhafte Handlungen verwerfen und die zehn untugendhaften ausüben. Das Leben wird für die Dharma-Halter schwierig und so werden sie sich in die Buddha-Bereiche zurückziehen. Der Rauch dieses Giftes wird die Erde durchdringen und hunderttausende Naga-Städte vernichten. Der Regen wird ausbleiben, Ernte und Vieh werden nicht gedeihen, soziale Unruhen, Seuchen und andere schlimme Dinge werden auftreten. Der giftige Rauch wird in den Himmel aufsteigen und die Wohnstätten er Götter zerstören. Es werden unvorhersehbare Sonnen- und Mondfinsternisse auftreten und Kometen werden vom Himmel fallen. Die lebenswichtigen Säfte und Adern der Raucher werden austrocknen, was die Ursache für das Auftreten der vierhundertundvier Krankheiten sein wird. Jeder der raucht, wird in den niederen Daseinsbereichen wiedergeboren. Wenn andere durch ihn den Rauch einatmen müssen, wird dies der Tat gleichkommen, sechs Millionen von Lebewesen das Herz herauszureißen".

Gemäß dem Terma von Sang-gye Lingpa heißt es

"In dieser dekadenten Zeit werden sich die Menschen den verschiedensten schädlichen Handlungen hingeben. Statt wohlschmeckender Nahrung werden die Menschen die schlimmsten, giftigsten und stinkendsten Substanzen zu sich nehmen. Sie werden immer wieder ihre Tätigkeiten unterbrechen um gierig das Gift aufzunehmen. Sie leiden an Auswurf, ihre Nasen rinnen unaufhörlich, sie werden blaß und ihre Gesundheit wird schwach."

In dem Terma, welches RigdzinGodem fand, gibt es folgende Vorhersage:

"Im letzten dekadenten Zeitalter werden die Menschen giftigen Auswurf, die Nahrung der Gandharvas *6, aufnehmen. Nur der Geruch dieser Substanz allein läßt einen in einen höllenartigen Bewußtseinszustand fallen. Darum gib es sofort auf."

Aus den Vorhersagen, die Dundul Dorje entdeckte:

"Mönche und Nonnen werden es genießen, den Rauch dieser Pflanze einzuatmen und ihr Pulver zu schnupfen. Wenn dies passiert, wird das Land von Samaya-Brechern überfallen werden. Das unaufhörlich aufsteigende, zwanghafte Verlangen führt dazu, daß sie von der Kraft der Illlusion getäuscht werden und als Zeichen dafür, daß sich alle Verdienste erschöpft haben, werden die Tränen nur so fließen."

Longsal entdeckte folgende Vorhersage:

"Zu der Zeit, wenn Menschen diese entsetzliche Substanz rauchen, werden enge Freunde sich durch ihr krankhaftes Verhalten gegenseitig vergiften."

Das von Tugchog Dorje entdeckte Terma offenbart:

"Durch die fünf Geistesgifte werden übertriebene Habgier, Haß, Mühsal, Streit und Kummer der fühlenden Wesen auflodern wie ein Inferno. Weil man die zehn Tugenden verwerfen wird, werden die Untugenden wüten wie ein Sturm. Heilsame Handlungen werden mißachtet während sich schädliche Praktiken ausbreiten. In diesen schlechten Zeiten werden sich die Schützerwesen zurückziehen und die Dämonen werden an Macht dazugewinnen. Wenn die Menschen Tabakrauch einatmen, blockieren sie dadurch die Adern der unterscheidenden Weisheit. Unausgeglichenheit und emotionale Verdunkelungen nehmen zu. Durch die so entstehende Blockierung des Zentralkanals wird die durchscheinende Klarheit des Gewahrseins absterben. Die Erschöpfung der allgemeinen Verdienste führt zu Aufruhr in der Welt. Religiöse Gegenstände, die Segen in sich tragen, werden mißachtet. Verkehrte Ansichten und falsche Religionen werden sich ausbreiten.

Schützerwesen werden sich abwenden und nur noch auf den Berg Meru schauen. Fremde werden in Zentraltibet einfallen und die Bewohner zur Flucht in die Grenzländer zwingen. Auf Täuschung beruhende Lehren werden sich verbreiten und die Welt gleicht einer wahrhaften Hölle."

Drodul Lingpa entdeckte die folgende Vorhersage:

"Nur durch den Geruch von Tabak (Blätter, die dem Blutstropfen eines Wesens mit dämonischen Absichten entsprangen) wird man in höllenartige Bewußtseinsbereiche fallen."

Aus den Vorhersagen von Machig Labdrön:

"In der kriegerischen Endzeit wird es etwas geben, das man in den Mund nimmt und das alle fünf Gifte *7 enthält. Sein Ursprung liegt in China und es wird sich über die Mongolei nach Tibet ausbreiten, wo es von den Menschen konsumiert wird. Unregelmäßige Regenfälle, starke Fröste und Hagel werden die Folge sein. Wenn es Meditierende verwenden, werden sie auch nach hundert Kalpas noch nicht das Gewahrseins-Wesen verwirklicht haben, welches sie mit ihrer Meditationspraxis anstreben. In ihren zukünftigen Leben werden sie fortgesetzt in niederen Daseinsbereichen umherwandern und nicht einmal das Mitgefühl der Drei Juwelen wird genug Macht haben, um ihnen Schutz zu gewähren."

Dergleichen findet sich in vielen Vorhersagen. Der Genuß dieser Substanzen wird ausdrücklich sowohl in den neuen als auch in den alten Traditionen verboten. Die Vajra-Worte Padmasambhavas täuschen einen niemals! Deshalb hegt keine falsche Ansichten indem Ihr Euch z.B. fragt, wieso das Rauchen einer in der Natur vorkommenden Pflanze so schädlich sein kann. Der Eisenhut ist auch eine Pflanze und dennoch kann sein Genuß zum Tode führen. Warum könnte also Tabak nicht den spirituellen Tod verursachen?Weise Menschen werden sich sicher den Gefallen tun, dem Tabak vollkommen zu entsagen und sich auch von Rauchern fernhalten. Mögen die Gläubigen und Weisen, die den Pfad in den Abgrund vermeiden wollen, Glück erfahren und im Garten der glückseligen Befreiung Erleichterung finden.

Geschrieben von Vajra Jnana (S.H. Jigdral Yeshe Dorje Dudjom Rinpoche) auf die Bitte von Golok Serta Jigmed.

Möge es Glück bringen.

Fragen und Antworten mit Ngak'chang Chögyam Rinpoche

F: Rinpoche, aufgrund Deiner Lehrerfahrungen in England, Europa und den USA - konntest Du andere Auswirkungen des Rauchens beobachten, von den gesundheitlichen mal abgesehen?
A: Ja. Ich habe einen stetigen Einfluß auf die Praxis beobachtet, speziell was die Praxis von Shi-né oder auch andere Formen des stillen Sitzens anbelangt. Dies war so offensichtlich, daß ich nur Menschen als persönliche Schüler annehme, die sofort mit dem Rauchen aufhören und sich einer Reinigungs-Praxis unterziehen. Ich zögere nie, den Leuten zu sagen, daß jede Form des stillen Sitzen nur eine Zeitverschwendung ist, wenn man raucht. Es bleibt sogar für eine Weile schwierig, Shi-né zu praktizieren, nachdem man mit dem Rauchen aufgehört hat, falls man nicht eine spezielle Medizin nimmt und eine Reinigungspraxis durchführt, mit der das Lung (prana) von den Auswirkungen des Rauchens geklärt wird. Diese Auswirkungen auf das Tsa-lung-Systems des Energie-Körpers können bis zu 7 Jahren andauern. Ich kann keine Aussagen darüber machen, welchen Schaden der physische Körper nimmt, da mir hierfür die genauen Informationen fehlen. Aber ich würde sagen, das auf dieser Ebene oft irreparable Schäden verursacht werden. Die Menschen betrügen sich hier selbst und das ist ein Teil der Gefahr des Rauchens. Es hat sozusagen einen subversiven Einfluß auf den Geist eines Individuums.

F: Das heißt, es wirkt sich auch darauf aus, wie Menschen Dinge wahrnehmen oder für sich verarbeiten?
A: Ja, genau so. Das Rauchen wirkt sich auf die Persönlichkeit eines Menschen aus.

F: Auf welche Weise, Rinpoche?
A: Auf verschiedene Arten. Hauptsächlich, so würde ich sagen, macht es die Leute in verschiedener Hinsicht trickreich. Raucher neigen dazu, hinter einem "Rauch-Schirm" zu agieren, und um ehrlich zu sein, ich kann ihren Worten nicht trauen. Das soll nicht heißen, daß sie etwa auf der materiellen Ebene unehrlich wären, sondern auf der Ebene der direkten Kommunikation. Sie leben in einer kleinen Wolke von Zigarettenrauch, in der sie sich verstecken, wovor immer sie sich verstecken wollen. Sie möchten sich vielleicht vor einer Idee verstecken oder vor einer Frage, die an sie gerichtet wird. Sie sind oftmals ärgerlich oder wirken irrietierend auf andere. Äußerlich mögen sie entspannt erscheinen, sind aber innerlich angespannt und aggressiv.

F: Kannst Du mehr sagen über diese "Schwindelei" der Raucher? Was genau führt dazu?
A: Auf der psychischen Ebene muß man intellektuell sehr gewieft sein, um angesichts der bekannten Gefahren zu rauchen. Es gibt immer mehr schockierende Belege gegen das Rauchen und trotzdem machen die Leute weiter damit. Um weiter zu rauchen, muß man sich schon selbst belügen. Er oder sie spielt ein Spiel mit sich selbst, bei dem man etwas weiß, das man gleichzeitig ignoriert, so als ob man es nicht wirklich wüßte ... aber man weiß es. Es ist ein Verdrängungsspiel. Wenn man sich selbst auf diese Weise austricksen möchte, gibt es keinen bestimmten Grund, gerade beim Rauchen damit aufzuhören. Wenn man sich einmal dafür entschieden hat, etwas zu ignorieren, dann kann man auch alle möglichen anderen Dinge ignorieren. Der Selbstbetrug wird sozusagen ansteckend. Man wird zu einem trügerischen Menschen und kann dies lediglich mit einem guten Herzen ändern.

F: Wenn man also als Raucher Bodhicitta erzeugt, kann einen das davor schützen, selbstbetrügerisch oder zu selbstbetrügerisch zu werden.
A: (Lachen) Ich glaube, Du hast mal geraucht.

F: Ja, aber nicht für mehrere Jahre, Rinpoche.
A: Das ist das was ich mit selbstbetrügerisch meine... oder wenigstens mit trickreich. Du siehst ein, das man mit dem Rauchen nichts anderes machen kann, als es aufzugeben. Es ist eine Frage von schwarz oder weiß. Alle geistigen Betätigungen eines Menschen werden durch das Rauchen unterminiert. Zur Erzeugung von Bodhicitta bedarf es Kapazitäten, die vom Rauchen untergraben werden. Z.B. ist es nicht möglich, Klarheit bei der Visualisierung zu erlangen, wenn man raucht. Aber viele Methoden zur Erzeugung von Bodhicitta basieren gerade auf der Fähigkeit zur Visualisation. Man müßte sich auf die praktische Ausübung von Freundlichkeit und Selbstlosigkeit konzentrieren, aber selbst dies wäre für einen Raucher schwierig, denn mit sich selbst geht er ja nicht freundlich um. Der Akt der eigenen Vergiftung oder Selbsttötung durch Rauchen beeinflußt alle Bereiche. Das wichtigste, was man im Sinne von Bodhicitta machen kann ist, das Rauchen aufzugeben. Dies sollte man als Akt des Mitgefühls betrachten, vor allem, weil man dadurch auch andere ermutigt.

F: Rinpoche, kannst Du etwas darüber sagen, wie das Rauchen auf der spirituellen Ebene Probleme erzeugt?
A: Dies zu diskutieren ist sehr komplex und schwierig, aber ich werde mein Bestes tun, um es so einfach zu machen, wie ich kann. Der feinstoffliche Körper eines Menschen besteht aus Kanälen, den sogenannten Tsa (nadi). Durch diese Tsas strömt der "innere Wind", das Lung (prana). Die Essenz des Lung wird als Thig-le (bindu) bezeichnet. Diese Thigle sind die substanzlose Essenz der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Der Vorgang des Atmens verbindet den Körper mit dem Geist indem sich die äußere Luft mit den inneren Winden, dem Lung, verbindet (diese Verbindung besteht so lange, wie die Lebenskräfte die Existenz des physischen Körpers unterstützen). So wie das Gehirn mit seiner Funktion und seinen Rhythmen vom Sauerstoff abhängt, so hängt der Geist vom Lung ab bzw."reitet" auf ihm. Wenn man hyperventiliert, so wirkt sich das auf das Gehirn aus. Wenn das Lung durch Rauchen aufgewühlt oder verdunkelt wird, dann wird der Geist davon betroffen. Das Lung wird durch den Atem verunreinigt, weil beide miteinander verbunden sind. Das Lung ist das feinstoffliche Gegenstück des Atems und zwischen ihnen geschieht eine Osmose. So wie ein Konzept unsere Stimmung beeinflußt, so kann das Rauchen die feinstoffliche Beschaffenheit des Lung beeinflussen. Wenn ich jemandem erzählen würde, er hätte eine Million Mark im Lotto gewonnen, so wäre er oder sie sicher begeistert. Wenn ich jemand anderem erzählen würde, das ihr Zuhause abgebrannt ist, so würden sie in Trauer und Angst versinken. In beiden Fällen würden physische Empfindungen aufsteigen und beide wären durch Konzepte verursacht. So kommt es, daß etwas sehr ungreifbares eine sehr greifbare Auswirkung hat. Das Gegenteil trifft auch zu, das Greifbare kann viele ungreifbare, subtile Auswirkungen haben, die unser Sein auf der geistigen Ebene aber stark beeinflussen. Jeder, der mit Tsa-Lung-Körperhaltungen und Atemübungen des Inneren Tantra praktiziert, wird genau verstehen, wie wichtig dieser Punkt ist. Die erstaunlichsten Dinge sind möglich durch die Kontrolle des Tsa-Lung-Systems. Anderseits enstehen durch das Rauchen die furchtbarsten geistigen Erkrankungen.

  1. Padmasambhava ist der zweite Buddha, der den Buddhismus in Tibet einführte, in Samye das erste Kloster errichtete und die Tantras lehrte und übertrug. Er verbarg unzählige Lehren, die Termas.
  2. Termas oder Ters sind Belehrungen oder Übungen die zu einer bestimmten Zeit von einem ganz bestimmten, sogar vorherbestimmten Lama zu entdecken sind, die man Tertöns (Schatz-Entdecker) nennt.
  3. [Anmerkung d. Übers.: Der Autor bezieht sich hier auf die Warnung auf britischen Zigarettenpäckchen: "cigarettes can seriously damage your health". In Deutschland wird auf den Zusatz seriously ´ernsthaft` verzichtet.]
  4. Dies bezieht sich auf alle Arten von Drogen, vom Alkohol abgesehen, besonders aber auf solche, die man raucht.
  5. Samaya (tib.:damtsig): die geistige Verbindung eines Menschen mit dem Lehrer und den Lehren und die dazugehörigen Verpflichtungen.
  6. "Geruchs-Esser", eine Klasse von Wesen, die sich von üblen Gerüchen und verschmutzten Gasen ernährt.
  7. Verstocktheit/Arroganz; aggressive Fixierung/Wut; Besessenheit/Gier; Paranoia/ verkrampfte Fixiertheit; Verwirrung/ Rückzug in Gleichgültigkeit

Aus: Vision - Magazin der nicht-monastischen Traditionen des Buddhismus
Leserbriefe /Fragen: gmauchert@compuserve.com (Redaktion Vision)


Letzte Änderung: 07.10.2018

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