Inkontinenz bei jungen Frauen und Männern

Aus der Kategorie ein Expertenbeitrag Symptome & Krankheiten

Inkontinenz ist der ungewollte und unkontrollierte Verlust von Urin. Vor allem junge Menschen reagieren mit Scham darauf oder versuchen, die Situation zu vertuschen. Doch Komplikationen durch Inkontinenz lassen sich nur vermeiden, wenn die Ursache der Beschwerden bekannt ist und eine gezielte Therapie erfolgen kann.

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Inkontinenz - Symptome

Da Inkontinenz für viele ein unangenehmes Thema und zu dem keine Frage des Alters ist, sollten die Betroffenen zunächst wissen, dass die Ursachen in den meisten Fällen erfolgreich behandelt werden können. Um die Symptome genauer zu erfassen, ist ein sogenanntes Trink- und Toiletten-Protokoll hilfreich und für den Ernstfall sogenannte Inkontinenzhosen. Hier werden Stärke und Willkür des Harndrangs erfasst.

Die Inkontinenz weist unterschiedliche Formen auf

1. Belastungsinkontinenz

Früher auch als Stressinkontinenz bezeichnet, tritt diese Form der Inkontinenz ausschließlich unter körperlichen, jedoch nicht unter seelischen Belastungen auf.

Dem unkontrollierten Verlust von Urin geht eine Druck-Erhöhung im Bauchraum durch schweres Heben und Tragen, durch Husten, Lachen, Niesen und Pressen voraus. Dabei können nur wenige Tropfen Urin verloren gehen. In ausgeprägten Fällen ist auch ein ständiger Urinverlust im Stehen und Liegen möglich. Typisch ist, dass die Betroffenen zuvor keinen Harndrang spüren.

2. Dranginkontinenz

Obwohl die Blase nicht vollständig gefüllt ist, besteht ein plötzlicher und sehr starker Harndrang. Die Betroffenen schaffen es meistens nicht mehr rechtzeitig zur Toilette. Der Urin wird bei dieser Inkontinenz häufig und schwallartig verloren. Die Symptome können innerhalb einer Stunde mehrmals auftreten.

3. Mischinkontinenz

Treten Symptome der Drang- und Belastungsinkontinenz gemeinsam auf, wird von einer Mischinkontinenz gesprochen.

Inkontinenz - Ursachen

Die Funktion der Blase ist es, den Urin über einen längeren Zeitraum zu speichern. Gemeinsam mit dem Bindegewebe bildet die Blasenmuskulatur die Blasenwand. Meistens ist die Muskulatur der Blase entspannt. Sie dehnt sich erst aus, wenn sie gefüllt wird. Um zu verhindern, dass der Urin die Blase frühzeitig verlässt, dient ein Schließmuskel dazu, den Harnleiter abzudichten. Wird die Blase entleert, zieht sich die Blasenmuskulatur zusammen und der Schließmuskel erschlafft. Nun kann der Urin über die Harnröhre abfließen. Diese Vorgänge werden durch Gehirn und Rückenmark, Nerven und Muskulatur kontrolliert und gesteuert. Sie sind sehr fein aufeinander abgestimmt. Dabei unterstützt wird die Blase vor allem durch den Beckenboden, der sich zwischen Schambein und Steißbein, sowie den seitlichen Sitzhöckern erstreckt. Muskeln, Bindegewebe und Bänder halten die Organe des Beckens in ihrer Position und ermöglichen die Funktion des Blasenschließmuskels.

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1. Belastungsinkontinenz

a) bei Frauen

Am häufigsten sind Frauen auch in jungen Jahren von einer Belastungsinkontinenz betroffen. Das weibliche Becken ist von Natur aus breiter, hat eine schwächere Beckenbodenmuskulatur und verfügt über 3 Austrittspforten (Scheide, Harnröhre und Enddarm). Außerdem ist der Beckenboden auch bei jungen Frauen während der Schwangerschaft und Entbindung stark gefordert. Weitere Gründe für eine Belastungsinkontinenz können Operationen im Bauchraum und eine genetisch bedingte Veranlagung zu schwachem Bindegewebe sein. Als Folge rutschen die Organe des Beckens in Richtung Damm. Der Harnleiter wird durch den Schließmuskel nicht mehr abgedichtet. Wird der Druck im Bauchraum zusätzlich durch Husten (Raucherinnen) und Pressen (Verstopfung), bei Übergewicht und starker körperlicher Beanspruchung erhöht, kann es zu einem ungewollten Abgang von Urin kommen.

b) bei Männern

Die Belastungsinkontinenz bei jungen Männern kann unter Verletzungen oder Operationen im Bauchraum auftreten. Auch Prostataerkrankungen und die Entfernung der Prostata können zu einer Funktionseinschränkung des Schließmuskels führen.

2. Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz kann die Blase den Urin nicht mehr ausreichend speichern. Selbst bei geringer Füllung wird das Signal ans Gehirn abgegeben, dass die Blase voll ist. Dadurch entwickelt sich eine gewisse Überaktivität, bei der ein plötzlicher Harndrang einen unfreiwilligen Abgang von Urin bewirken kann. Dabei reagieren Frauen bei Dranginkontinenz mit einem Urinverlust, während Männer einen Harndrang ohne Flüssigkeitsverlust beschreiben.

Nervenschädigungen, neurologische Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose), Diabetes, chronische Reize der Blase durch Steine und rezidivierende Harnwegentzündungen, Verengungen der Harnröhre, vergrößerte Prostata (Entzündungen, Tumore) und psychische Faktoren können eine Dranginkontinenz auslösen. Zudem wird bei der Dranginkontinenz auch eine familiäre Veranlagung beobachtet.

Inkontinenz - Behandlung

1. Beckenbodentraining unter fachkundiger Anleitung ist nicht nur bei Inkontinenz hilfreich, sondern kann auch vorbeugend wirken. Radfahren, Walking, Yoga und Joggen wirken sich ebenfalls günstig auf die Muskulatur des Beckenbodens aus.

2. Wird eine Dranginkontinenz durch seelische Belastungen ausgelöst, hilft Autogenes Training.

3. Substanzen wie Coffein im Kaffee, Nikotin in Zigaretten und scharfe Gewürze sind zu vermeiden.

4. Das Körpergewicht sollte durch gesunde Ernährungsweise und viel Bewegung reduziert werden.

5. Bei einem Blasentraining muss eine sinnvolle Anpassung der Trinkmenge erfolgen. Dazu sind feste Zeiten für die Toilettengänge und geeignete Getränke auszuwählen.

6. Sogenannte Biofeedback-Verfahren bieten eine Elektrostimulation über Scheide oder Enddarm an. Das Verfahren sollte jedoch regelmäßig und über einen langen Zeitraum verwendet werden.

7. Medikamente: Wirkstoff Duloxetin, Anticholinergika.

8. Operationen: künstlicher Schließmuskel, justierbare und funktionale Schlingen, Umspritzung mit Kollagen und Silikon bei Frauen, implantierte Schrittmacher zur Nervenstimulation.

9. Hilfsmittel: Als Hilfsmittel gibt es für Frauen und Männer spezifische Vorlagen von unterschiedlicher Stärke, Einmalschlüpfer, Inkontinenz-Slips, Kondom-Urinale und Penis-Klemmen. Normale Monatsbinden entsprechen nicht den Anforderungen an Geruchsbindung, Saugstärke und Trockenhaltung der Haut.


Letzte Änderung: 15.05.2020

Kommentare

24.10.2018

Super Artikel

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