Nerven: Schmerztherapie & Nervenregenration

Beschwerden, Schmerzen


In der Regel versucht man bei länger anhaltenden oder bei chronischen Nervenschmerzen die Schmerzen zu lindern. Es wäre sehr gut, wenn die Schmerzen komplett gelindert werden können. Dies wird meistens aber nicht erreicht, da es sehr selten ist, dass mit einer Behandlung die Ursache der Schmerzen behoben wird. Realistisch ist es jedoch, dass die Schmerzen um etwa 30 bis 50 Prozent gemindert werden können, wodurch es für den Patienten erträglicher wird.

Schmerztherapie bei Nervenschmerzen

Die Ziele einer Schmerz-Therapie liegen vor allem darin, die Schmerzen um 30 bis 50 Prozent zu reduzieren, die Schlaf- und Lebensqualität des Patienten zu verbessern, die soziale Aktivität und ebenso die Arbeitsfähigkeit aufrecht zu erhalten und dabei das Nervensystem im besten Fall gänzlich zu "reparieren", gesundzuerhalten und seine Funktionalität zu erhalten.

TV-Beitrag des BR: Das Nervensystem

Die multimodale Nervenschmerztherapie

Die beste Möglichkeit der heutigen Schmerz-Therapie ist eine Kombination verschiedener Therapien, deshalb auch der Name multimodal. Verschiedene Fachärzte und Therapeuten entscheiden gemeinsam und stimmen die Therapie ganz individuell auf die vorliegende Situation und den jeweiligen Patienten ab. Es wird eine Kombination aus Medikamenten und aus nicht-medikamentösen Verfahren vorgenommen, die möglichst sinnvoll erscheint. Verschieden Medikamente, die eine unterschiedliche Wirkung haben, werden entweder alleine eingenommen oder sie werden kombiniert. Manche Medikamente müssen geschluckt werden und andere eventuell geschmiert, geklebt oder aber auch gespritzt. Weitere Behandlungen können dann noch Interventionen sein, wie beispielsweise eine Nervenblockade oder aber auch eine Infiltration. In manchen Fällen können auch physikalische Maßnahmen, eine Ergotherapie oder eine Physiotherapie sehr sinnvoll sein.

Die interdisziplinäre Therapie

Bei einer Schmerztherapie sprechen sich unterschiedliche Fachärzte und Therapeuten ab und entwickeln ein gemeinsames Ziel, das durch die jeweilige Behandlung des Patienten erreicht werden soll. Eine Therapie erfolgt dadurch interdisziplinär.

Chronisch kranke Patienten

Patienten, die von chronischen Schmerzen betroffen sind können sich nicht nur an ihren Hausarzt wenden, sie haben auch die Möglichkeit bei einem Schmerztherapeuten Hilfe zu bekommen. Diese Schmerztherapeuten befinden sich in vielen verschiedenen Schmerzzentren, von denen es mittlerweile rund 500 Stück gibt. Des Weiteren können oft auch Psychiater oder Psychotherapeuten weiterhelfen und man bekommt durch sie eine fachkundige Betreuung.

Chronische Schmerzen werden in der Regel durch Medikamente behandelt. Die Therapie von chronischen Schmerzen ist meist langfristig und es erfordert ein wenig Geduld und die Dosis und die Art der Medikamente muss laufend angepasst werden. In manchen Fällen ist es ausreichend, dass nur ein Wirkstoff eingenommen wird. In den meisten Fällen jedoch müssen mehrere Medikamente miteinander kombiniert werden.

Bevor jedoch mit Medikamenten behandelt wird, sollte man nach der Ursache der Schmerzen schauen. Wenn es eventuell an einer Diabetes Erkrankung liegt, dann sollte man zuerst die Zuckereinstellung optimieren oder bei einem Karpaltunnelsyndrom ist meist eine Operation erforderlich und es ist in solchen Fällen nicht sinnvoll Medikamente zu geben. Es gibt verschiedene Medikamente, die bei Nervenschmerzen eingenommen werden können wie zum Beispiel Analgetika, Antiepileptika und Antidepressiva. Wenn die geeignete Kombination von verschiedenen Medikamenten gefunden ist, dann muss der Patient darauf achten, dass er die Medikamente auch regelmäßig einnimmt, denn nur so kann der Schmerz auch auf lange Sicht gelindert werden, wodurch auch für chronisch kranke Personen das Leben wieder etwas erträglicher wird.

Das WHO-Stufenschema

Bei chronischen Schmerzen wird oft das WHO-Stufenschema angewandt. Dieses Schema ist hauptsächlich zur Tumorschmerztherapie vorgesehen. Es ist jedoch keine Richtlinie dass man Personen mit Nervenschmerzen so behandeln muss, man kann sich lediglich daran orientieren. Das Schema besteht aus drei Stufen.

1. Stufe

nicht-opioid-haltige Medikamente (Analgetika), schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung, gut bei Arthroseschmerzen oder bei Schmerzen die durch eine Entzündung bedingt sind, bei Schmerzen, die nicht durch eine Entzündung entstehen, ist die Therapie mit solchen Medikamenten jedoch wirkungslos.

2. Stufe

schwach wirkende Opium-ähnliche Schmerzmittel wie z.B. Tramadol oder Tilidin + Codein + nicht-opioid-haltige Medikamente, zentrale Wirksamkeit, die Schmerzweiterleitung und Schmerzverarbeitung im Rückenmark und Gehirn wird beeinflusst, die Medikamente können abhängig machen.

3. Stufe

stark zentral wirkende Opium-ähnliche Schmerzmittel, z.B. Morphin oder Oxycodon oder Fentanyl + nicht-opioid-haltige Medikamente, Anwendung nur bei starken Schmerzen, die Medikamente können abhängig machen

Physikalische Maßnahmen

Die häufigste physikalische Methode um Nervenschmerzen zu bekämpfen ist die Neurostimulation. Bei dieser Behandlung werden direkt auf die betroffenen Nerven elektrische Impulse geleitet. Dadurch wird der Schmerz quasi ersetzt und kann schließlich gelindert werden. Der Schmerz ist zwar nicht verschwunden, er wird aber nicht mehr so intensiv wahrgenommen. Die Impulse können entweder durch eine Elektrode indirekt über die Haut oder direkt am Nerv mithilfe eines Implantats abgegeben werden.

Schmerztherapien bei Kindern oder bei alten Menschen

Auch einige Kinder und ältere Menschen sind oft von Nervenschmerzen betroffen. Bei Kindern sind es meist Kopf-, Bauch oder auch Rückenschmerzen. Das größte Ziel bei Kindern ist es, dass die Schmerzen nicht chronisch werden. Wenn jemand Schmerzmittel geben möchte, dann sollte dies jedoch immer mit einem Facharzt, in dem Fall mit dem Kinderarzt, abgesprochen werden. Des Weiteren sollte man bei einer Schmerztherapie für Kinder immer darauf achten, dass sie biologische, psychologische und soziale Faktoren beinhaltet. Oft ist es hilfreich, wenn man bei Kindern Fragebögen und Schmerztagebücher zum Einsatz bringt. Dadurch können die Schmerzen besser gedeutet werden.

Ältere Menschen sind oft von vielen Schmerzen geplagt und bei Ihnen sind Schmerzen meist alltäglich. Da ältere Menschen meist mehrere Medikamente einnehmen müssen, weil sie noch unter anderen Krankheiten leiden, sollte man die Medikamente, die gegen die Schmerzen eingenommen werden sollen, auf die anderen Medikamente abstimmen. Manche ältere Menschen müssen dann zusätzlich bei der Medikamenteneinnahme unterstützt werden, da sie das alleine nicht mehr richtig können.

Nervenregeneration

Eine Nervenregeneration ist eine natürliche Wiederherstellung von verlorenen Nervenzellfunktionen. Periphere Nerven können sich wieder regenerieren. Je nach Nervengröße dauert es mal kürzer oder länger, bis der Nerv wieder hergestellt ist. Durch chemisch wirksame Substanzen im Körper oder durch die Durchblutungsverhältnisse, den Sauerstoffgehalt im Gewebe, durch Glukose, Elektrolyte, Zytokine und Vitamine wird dieser Wiederherstellungsprozess noch unterstützt. Wenn der Prozess dann beendet ist, können manche Nerven ihre bisherige Funktion ganz oder nur teilweise wieder übernehmen. In manchen Fällen kommt es jedoch auch zu Fehlern oder bei sehr großen Verletzungen des Nervensystems ist eine Wiederherstellung nicht mehr möglich. Mithilfe gewisser Maßnahmen kann die Wiederherstellung auch noch unterstützt werden wie beispielsweise durch elektrische Stimulation. Wenn unterstützende Maßnahmen jedoch keine Wirkung zeigen oder wenn ein Nerv komplett durchtrennt ist, dann kann eine Operation zum Einsatz kommen, um den Nerv wieder herzustellen.

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