Undichter Darm / Leaky-Gut-Syndrom

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Ist die Schutzbarriere der Darmwand nicht vollkommen intakt, was in diesem Fall als Leaky-Gut-Syndrom beschrieben wird, gelangen dabei unverdaute Nahrungsreste, Toxine, Bakterien sowie Stoffwechselprodukte durch eine entsprechend geschädigte Darmschleimhaut direkt in den Blutkreislauf. Diese rufen wiederum Entzündungen vor, die in diesem Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern einhergehen können. Vor allem werden in letzter Zeit sehr viele chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel auch bestimmte Autoimmunerkrankungen mit einer Störung der vorhandenen Schutzbarriere von der Darmwand in eine entsprechende Verbindung gebracht. Diese Autoimmunerkrankungen können unter anderem entzündliche Darmerkrankungen, Typ-I-Diabetes, Multiple Sklerose oder auch Hashimoto-Thyreoiditis sein.

Undichter Darm / Leaky-Gut-Syndrom
Bild: Undichter Darm / Leaky-Gut-Syndrom

Was genau ist unter dem Leaky-Gut-Syndrom zu verstehen?

Die Bezeichnung "Leaky Gut" stammt aus dem Englischen, was wiederum übersetzt etwa "undichter Darm" bedeutet. So bilden sich in einem gesunden Darm die entsprechenden Zellen der Darmwand zu einem sehr dichten Zellverband. Diese Verbindungsstellen der vorhandenen einzelnen Zellen werden von gewissen Schlussleisten wiederum abgedichtet. Werden die Schussleisten allerdings durchlässig, entsteht das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom.

Das Immunsystem und die Funktion des Darms

Die aufgefaltet Fläche einer Darmwand entspricht etwa 300-500 Quadratmeter, was knapp der Größe eines Fußballfeldes entspricht sowie auch mit Abstand die größte Kontaktfläche zu der Außenwelt bildet. Hinzu kommt, dass die Darmwand eine sehr schwierige Doppelfunktion erfüllen muss. Denn diese muss zum einen durchlässig sein, sodass Nährstoffe wie auch Flüssigkeiten aus dem Inneren des Darms aufgenommen werden können. Zum anderen muss diese auch über einen entsprechenden Schutzmechanismus verfügen, der wiederum schädliche Substanzen sowie ansteckende Krankheitserreger zurückhält. Für eine ausreichende Schutzfunktion im Darm sorgen wiederum unterschiedliche Strukturen und Zellen. Genauso, wie es auch mit der entsprechend äußeren Haut eine gewisse Schutzschicht vor negativen Umwelteinflüssen gibt, besteht auch im Inneren eine Schleimhaut, die ebenfalls den langen Verdauungstrakt auskleidet und zusätzlich schützt. Dabei ist die Schleimhaut mit einer Darmflora besiedelt, die aus verschiedensten Bakterienstämmen besteht. Zum Beispiel siedeln im Dickdarm 300-400 unterschiedliche Bakterienarten, die wiederum knapp 100 Milliarden Bakterien bilden. In Summe sind das etwa zehnmal so viele Mikroorganismen, im Gegensatz zu einer menschlichen Organismus Zelle. Gemeinsam haben sie die wichtige Aufgabe, schädliche Bakterien sowie unnatürlichen Stoffe zu erfassen und dabei unschädlich zu machen. Ebenso sollen sie viele unterschiedliche B-Vitamine, Vitamin K und auch Folsäure herstellen.

Ein dynamisches und bakterielles Ökosystem stellt die Darmflora da, welches sich in dem sterilen Säuglingsdarm schon nach etwa 24 Stunden mit dem ersten Kontakt der mütterlichen Darm- und Vaginalflora bereits zu entwickeln beginnt. Neben den Darmbakterien sowie der Schleimhaut wirkt als weitere Abwehrbarriere das wichtige darmeigene Immunsystem, das sich wiederum in der Darmschleimhaut befindet. Es bildet als größtes menschliches Immunorgan etwa 80% des aktiven Immunsystems. Die Stärke des Immunsystems hängt somit ganz entscheidend von einer komplett intakten Situation im Inneren des Darms ab. Somit wird auch verständlich, dass eine hohe Zahl von Krankheiten außerhalb vom Darmbereich mit einer durchaus gestörten Darmfunktion in Verbindung zu bringen ist. So wird seit ein paar Jahren vermehrt in diesem Zusammenhang über das Leaky-Gut-Syndrom bei chronischen Krankheiten sowie auch Autoimmunerkrankungen immer wieder diskutiert.

Was sind die Ursachen bei einem durchlässigen Darm

Die Ursachen liegen zum einen in unseren modernen Lebensstil, der oftmals mit sehr viel Stress, veränderten Nahrungsmitteln sowie auch zahlreichen Umweltgiften zusammenhängt. Dabei kommt es häufig zu einem gewissen Ungleichgewicht im Ökosystem der Darmbakterien. Hierbei ist vor allem eine entsprechende Zunahme von fäulnis- und gärungsbildenden Bakterienbesiedelungen zu beobachten. Durch einen entstehenden Gärungsprozess bilden sich dabei Fuselalkohole. Diese wiederum wirken als Lösungsmittel sehr schädigend und machen somit die Darmwand löchrig sowie auch durchlässig.

Laktose und Gluten in Verbindung mit dem Leaky-Gut-Syndrom

Grundsätzlich handelt es sich um eine allergische Reaktion, die vom Allergie-Typ-III ausgeht. Gegen Laktose und Gluten sowie andere Nahrungsmittel-Antigene werden hierbei gewisse Antikörper gebildet. Gemeinsam bilden die Antikörper und Antigene gewisse Immunkomplexe, die sich dann an der Darmwand anheften und dabei das Gewebe schädigen, durch die Immunreaktion entsteht.

Eine erhöhte Durchlässigkeit von einem Darm kann am Ende dazu führen, dass entsprechende Bakterien sowie Giftstoffe und unverdaute Nahrungsbestandteile von der Darmwand in das Blut eindringen. Dabei aktivieren diese Stoffe das Immunsystem von dem Darm und lösen somit eine Reaktion von Entzündungen aus. Dabei setzen Immunzellen gewisse Botenstoffe frei, die dabei die Durchlässigkeit weiter erhöhen und ebenso die Entzündung zusätzlich fortsetzen. Somit entsteht ein klassischer Teufelskreis.

Autoimmunerkrankungen in Verbindung mit dem Leaky-Gut-Syndrom

Ein zusätzliches Problem kann dabei entstehen, wenn die gebildeten Immunkomplexe im Darm aus Antikörpern und Antigenen in den Blutkreislauf gelangen und sich dabei an ein bereist entferntes Gewebe, wie zum Beispiel die Schilddrüse, anlagern. Somit hätte sich ein Entzündungsprozess in Folge von einer ursprünglichen Immunreaktion komplett auf ein entsprechend entferntes Gewebe, verlagert, wodurch quasi ein Kollateralschaden entsteht. Allerdings ist das ist bisher nur eine reine Hypothese, die wiederum als eine gewisse Entstehungsursache von vielen weiteren Ursachen einer Autoimmunreaktionen untersucht werden muss. Mittlerweile sind einige gesicherte Auslöser erkannt worden, die wiederum zu einer Verminderung einer Abwehrbarriere in dem Darm und somit auch zu einer gewissen Schwäche, Fehlregulierung oder auch Überreaktion des Immunsystems entsprechend führen können.

Was sind die Folgen von einem Leaky-Gut-Syndroms

Wissenschaftliche Studien gehen aktuell davon aus, dass ein Leaky-Gut-Syndrom eine äußerst wichtige Rolle bei der Entstehung von gewissen Krankheiten innerhalb sowie außerhalb des Darms spielt. Dazu gehören wie folgt:

  • Autoimmunkrankheiten, wie zum Beispiel Typ-I-Diabetes, Morbus Crohn, Zöliakie, Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes sowie Hashimoto-Thyreoiditis
  • Verschiedene Allergien
  • Reizdarmsyndrom
  • Fettsucht sowie ein metabolisches Syndrom mit einer Insulinresistenz. Währenddessen in der Darmflora von eher schlanken Personen gewisse Bakterienarten, wie beispielsweise Bacteroidetes überwiegen, verschiebt sich dabei die Flora bei entsprechenden Adipösen in die Richtung Firmicutes. Firmicutes können bei einem Menschen unverdauliche Kohlenhydrate, wie zum Beispiel Zellulose, in resorbierbare Moleküle aufspalten. Eine Folge davon wäre, dass Adipöse aus derselben Nahrung mit bis zu zehn Prozent mehr Energie aufnehmen.
  • IgA-Nephropathie
  • Fettleber-Hepatitis

Was sind die Symptome von einem Leaky-Gut-Syndrom

  • Leistungsabfall, Müdigkeit und starker Energieverlust
  • Depressive Verstimmungen
  • Regelmäßige und chronische Magen Darm Beschwerden in Form von Durchfall, Blähungen, Verstopfung, Bauchkrämpfe, Reflux, Völlegefühl sowie chronische Magenschleimhautentzündung
  • Mangelerscheinungen durch erheblich verschlechterte Nährstoffaufnahme sowie auch erhöhte Nährstoffverluste
  • Fehlregulationen von dem Immunsystems durch Infektanfälligkeit, Allergien, Candidose, Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie Autoimmunkrankheiten

Wie erfolgt die Behandlung eines durchlässigen Darms

Um am Ende wieder eine entsprechend intakte Barrierefunktion in dem Darm herzustellen, empfiehlt es sich als erstes, mit einer sogenannten Eliminationsdiät auf mögliche unverträgliche Nahrungsmittel vollkommen zu verzichten, bis letztlich die vorherrschenden Symptome weitestgehend abgeklungen sind. Hierbei sind vor allem auf eine gewisse Unverträglichkeiten zu achten, die unter Umständen bisher nicht bemerkt wurden. Das ist meistens bei Milchprodukten und Weizenprodukten der Fall. Eine Einnahme als mögliche Basistherapie zu Beginn über insgesamt drei Monate folgender drei Pflanzennährstoffen sind in der Regel sehr bewährt:

L-Glutamin

Eine Aminosäure für die Aufrechterhaltung einer komplett gesunden Darmschleimhaut und für die Stabilisierung des gesamten Immunsystems. Es genügt eine Kapsel morgens, mittags sowie abends mit jeweils einer Stunde Abstand zu den Mahlzeiten hin.

Curcumin

Curcumin hat neben einer entzündungshemmenden auch eine antioxidative Eigenschaft. Dieses Präparat wurde erfolgreich mit Bioperine, was ein Extrakt aus schwarzem Pfeffer darstellt, kombiniert. Das enthaltene Piperin erhöht dabei die gesamte Bioverfügbarkeit von Curcumin. So genügt nach dem Mittagessen eine Kapsel am Tag.

Grüntee-Extrakt

Zweimal täglich zwei Kapseln unzerkaut und mit reichlich Flüssigkeit in Kombination mit einer Mahlzeit zu sich nehmen. Das Grünteeextrakt kann mit seiner adstringierenden Wirkung die Durchlässigkeit von der Darmschleimhaut für die Antigene verringern und somit das Eindringen von den Antigenen und den schädlichen Keimen erfolgreich verhindern. Zudem wird ein möglicher Entzündungsprozess unterbunden.


Letzte Änderung: 13.03.2019

Kommentare

05.06.2019

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