Hypothyreose - Schilddrüsenunterfunktion therapieren
Von einer Schilddrüsenunterfunktion sind rund ein Prozent der Bevölkerung, vor allem Mädchen und Frauen betroffen. Unter den Stoffwechselerkrankungen nimmt die Hypothyreose nach dem Diabetes den zweiten Rang in der Häufigkeit ein. Eine mangelnde Hormonproduktion führt allgemein zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels und zu einer Verringerung der Leistungsfähigkeit.
Die Schilddrüse und ihre Funktionsweise
Das schmetterlingsförmige Organ befindet sich im unteren Halsbereich, in unmittelbarer Nähe zum Kehlkopf. Zu den Aufgaben der Schilddrüse gehört die Produktion der Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Sie beeinflussen die meisten Stoffwechselvorgänge unseres Körpers. Unter ihrem Mangel kann es zu Störungen von Gehirn und Wachstum, Kreislauf und Psyche kommen. Vor allem bei Neugeborenen und Kindern ist eine verlangsamte Stoffwechselaktivität bei einer Hypothyreose oft mit schwerwiegenden Folgen für die geistige und körperliche Entwicklung verbunden.
Gesteuert wird die Hormonproduktion der Schilddrüse durch übergeordnete Bereiche im Gehirn. Bei Bedarf wird das Thyreotropin-Releasing-Hormon (TRH) vom Hypothalasmus (Teil des Zwischenhirns) ausgeschüttet. Dieser Vorgang regt die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) zur Bildung des Hormons Thyreoidea-Stimulierendes-Hormon (TSH) an, das für die Produktion der Schilddrüsenhormone verantwortlich ist. Reicht die Menge an Jod zur Bildung der Schilddrüsenhormone durch die Nahrungsaufnahme nicht aus, muss ein erhöhter Bedarf während der Schwangerschaft und Stillzeit durch Jod-Tabletten substituiert werden. Ob ein Jodmangel vorliegt, sollte ausschließlich durch einen Arzt bestimmt werden!
Die Ursachen für Schilddrüsenunterfunktion
- Ist die Schilddrüse selbst erkrankt, wird eine Unterfunktion als primäre Hypothyreose bezeichnet. Sie ist die häufigste Form der Erkrankung.
- Angeborene Ursachen
Werden Kinder ohne Schilddrüse geboren (Athyreose), weisen Fehlentwicklungen des Organs (Schilddrüsendysplasie) oder Produktionsfehler der Schilddrüsenhormone auf, dann handelt es sich um eine angeborene Ursache. In einigen Fällen kann die Schilddrüsenüberfunktion der Mutter in der Schwangerschaft zu einer Hypothyreose des Kindes im Mutterleib führen. - Erworbene Ursachen
Die erworbene Hypothyreose wird durch eine chronischen Entzündung hervorgerufen. Ein Beispiel dafür ist eine Autoimmunerkrankung, die Hashimoto-Thyreoditis. Dabei wird das Gewebe der Schilddrüse durch spezifische Antikörper (TAK, TPO) zerstört. Die Ursache dieser Erkrankung ist weitestgehend unbekannt. Sie führt jedoch zu einer unzureichenden Bildung von Schilddrüsenhormonen.
Auch Behandlungen mit radioaktivem Jod, Operationen bei Kropf und Jodmangel können zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
- Angeborene Ursachen
- Die sekundäre Hypothyreose ist selten. Ihre Ursache findet sich in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Schädel-Hirn-Traumata, Tumore, Operationen und Bestrahlungen können dazu führen, dass zu wenig Hormon TSH gebildet wird.
- Äußerst selten ist die tertiäre Schilddrüsenunterfunktion. Dabei produziert der Hypothalamus zu wenig TRH, um die Hypophyse anzuregen.
Symptome für eine Schilddrüsenunterfunktion
Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich durch Müdigkeit, Konzentrations- und Leistungsschwäche. Darüber hinaus können Störungen des Gedächtnisses, der Orientierung und Beweglichkeit auftreten. Betroffene beschreiben ein vermehrtes Kälteempfinden, verlangsamte Reflexe und Muskelverkrampfungen. Bei Blutuntersuchungen sind Parameter wie das Hämoglobin und die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) erniedrigt. Hohe Cholesterinwerte sind mit dem Risiko einer frühzeitigen Arteriosklerose (Arterienverkalkung) verbunden. Mitunter leiden die Patienten unter Schwellungen von Gesicht, Lippen, Augen und Zunge. Die Haut kann rau, kühl, trocken oder verdickt sein. Das Haar wirkt glanzlos und fällt aus. Neben einer Kropfbildung ist die Stimme eventuell heiser. Oft führt eine Hypothyreose zu depressiven Verstimmungen und Missempfindungen. Gewichtszunahme und Verstopfung sind Begleiterscheinungen. Hinzu kommen ein verlangsamter Herzschlag und niedriger Blutdruck. Frauen können von Zyklusschwankungen betroffen sein. Möglich sind Störungen der Fruchtbarkeit, Libido und Potenz. Bei der Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoditis ist eine Schrumpfung der Magenschleimhaut nicht ungewöhnlich.
Bei älteren Menschen kann eine Schilddrüsenunterfunktion leicht mit Alterserscheinungen, Depressionen und Demenz verwechselt werden.
Neugeborene mit Hyperthyreose weisen Symptome wie Bewegungsarmut, Trinkunlust, Verstopfung und Einschränkungen in den Muskelreflexen auf. Verzögerungen des Wachstums und der Entwicklung, sowie sprachliche Störungen können die Folge sein.
Bei einer latenten Schilddrüsenunterfunktion treten die Symptome oft nur geringfügig auf. Auffällig ist lediglich ein erhöhter TSH-Wert. Eine Diagnose kann in vielen Fällen dadurch erschwert sein, dass sich die Erkrankung über einen längeren Zeitraum schleichend entwickelt.
Diagnose der Schilddrüsenunterfunktion
Besteht der Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion wird der Arzt eine Blutuntersuchung veranlassen. Über die Beschaffenheit und Größe der Schilddrüse gibt eine Ultraschalluntersuchung oder Szintigrafie mit radioaktiv markierten Stoffen Auskunft. Die Diagnose kann durch eine feingewebliche Untersuchung (Biopsie) unterstützt werden.
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Früherkennungsuntersuchung (U2) für Neugeborene. Dabei wird ihnen durch einen Arzt nur wenige Tage nach der Geburt Blut aus der Ferse abgenommen. Auf ein Filterpapier getropft, wird in der Probe der TSH-Wert bestimmt.
Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion
Eine Heilung der Schilddrüsenunterfunktion ist nicht möglich. Die Auswirkungen können jedoch nur durch eine lebenslange Substitution der Hormone gelindert werden. Dazu gehört die Verabreichung von L-Thyroxin (Levothyroxin). Das synthetische Hormon wirkt wie das Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4). Es wird im Körper zum Teil in Trijodthyronin (T3) umgewandelt.
Begonnen wird mit einer niedrigen Dosis. Bis zur benötigten Dosis darf ganz individuell nur eine langsame Steigerung erfolgen. Ist die Erhöhung zu schnell, können beispielsweise Herzprobleme auftreten. Die endgültige Dosis ist vom Wohlbefinden des Patienten und dem basalen TSH-Wert abhängig. So bald der Patient medikamentös eingestellt ist, genügt eine jährliche Kontrolle mittels einer Blutuntersuchung.
Da sich der Hormonspiegel mit zunehmendem Lebensalter verringert, brauchen ältere Menschen eine niedrigere Dosis. Gegenüber jungen Erwachsenen ist die Verabreichung durchschnittlich um 30 Prozent geringer.
Eine Hormonzufuhr bei Schwangeren muss regelmäßig kontrolliert werden, um die Gefahr einer Früh-, Fehl- oder Totgeburt, sowie Präeklampsie (frühzeitige Schwangerschaftsvergiftung) zu vermeiden. Erst ab dem 4. Schwangerschaftsmonat beginnt der Fötus eigenständig das Schilddrüsenhormon Thyroxin zu bilden.
Auch bei Kindern sollte die Einnahme täglich erfolgen. Wird eine Schilddrüsenunterfunktion bereits bei Neugeborenen behandelt, ist eine normale geistige Entwicklung des Kindes zu erwarten. Erfolgt eine Therapie erst nach dem 3. Lebensmonat, muss mit irreversiblen Gehirnschäden gerechnet werden.
Bei einer latenten Hypothyreose wird das L-Thyroxin in einer niedrigen Dosis verabreicht. Die Behandlung soll das Risiko einer Unfruchtbarkeit und frühzeitigen Arteriosklerose minimieren.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann homöopathisch nur unterstützt werden. Zur Substitution der Hormone gibt es keine Alternative. Dazu kann Graphites D12 verabreicht werden. Das Präparat ist bei Symptomen wie starkes Kälteempfinden, Übergewicht und Stoffwechselinaktivität behilflich.
Was bei der Verabreichung zu beachten ist!
Eine Einnahme der Hormontabletten darf keineswegs mit kalziumreichen Getränken und Nahrungsmitteln erfolgen. Dazu gehören Milchprodukte oder Fruchtsäfte. Bei einer gleichzeitigen Zufuhr blockiert das Kalzium die Wirksamkeit der Hormontabletten. Ähnlich ist es beim Genuss von Kaffee. Zwischen dem Getränk und der Tabletteneinnahme sollten mindestens 30 Minuten Abstand bestehen. Wem es bekommt, nimmt das Präparat bestenfalls auf nüchternen Magen am Morgen ein.
Ernährung bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Bei Jugendlichen und Erwachsenen unter 50 Jahren ist eine Tagesmenge an Jod von 200 Milligramm erforderlich. Zu einer jodreichen Ernährung gehören
- Algen
- Seefisch (Kabeljau, Scholle oder Seelachs)
- Meeresfrüchte (Miesmuscheln oder Garnelen aus der Nordsee).
Der Tagesbedarf an Jod beträgt bei Schwangeren 230 Milligramm. In der Stillzeit werden 260 Milligramm benötigt. Werdenden und stillenden Müttern wird deshalb empfohlen, mindestens zweimal pro Woche Seefisch zu essen, täglich Milch zu trinken und die Speisen mit jodiertem Salz zuzubereiten. Sollte eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich sein, erfolgt die Verordnung ausschließlich durch den Frauenarzt!
Prognose bei einer Schilddrüsenunterfunktion
Eine lebenslange Substitution der Schilddrüsenhormone ermöglicht den Betroffenen ein vollkommen normales Leben, ohne Einschränkungen in der Lebenserwartung oder Leistungsfähigkeit. Bleibt eine Schilddrüsenunterfunktion zunächst unentdeckt und unbehandelt, kann lediglich auf den Kleinwuchs betroffener Kinder Einfluss genommen werden. Hirnschäden und Entwicklungsstörungen sind jedoch davon ausgenommen.
Unfruchtbar durch Schilddrüsenunterfunktion
Bei unerfülltem Kinderwunsch gehört zur Basisdiagnostik eine Blutuntersuchung der Schilddrüsenwerte T3, T4 und basales TSH. Etwa 10 Prozent aller Fälle sind auf ein hormonelles Ungleichgewicht der Schilddrüse zurückzuführen. Mögliche Folgen bei Frauen sind Störungen im Zyklus, in der Menstruation und Reifung der Eizellen. Leiden Männer an einer Schilddrüsenunterfunktion, kann sich die Erkrankung im Verlust der Libido oder Impotenz zeigen.