Versteifung der Wirbelsäule entgegenwirken: Leben mit Morbus Bechterew
In Deutschland leiden rund 350.000 Menschen an der chronisch-entzündlichen Gelenkerkrankung Morbus Bechterew. Oftmals treten erste Symptome im jungen Erwachsenenalter auf.
Die Krankheit, deren Ursache eine Fehlfunktion des Immunsystems ist, verläuft in Schüben. Phasen mit ausgeprägten Krankheitssymptomen wechseln sich mit beschwerdefreien Perioden ab. Bis in die 80er-Jahre galt die Lehrmeinung, dass von Morbus Bechterew fast ausschließlich Männer betroffen seien. Heute weiß man: Männer sind von der Krankheit „nur“ knapp doppelt so häufig betroffen. Es gibt noch einen weiteren Unterschied. Bei Frauen wird die Krankheit im Durchschnitt zwei Jahre später entdeckt: bei Männern nach fünf bis sieben Jahren, bei Frauen nach sieben bis neun Jahren.
Morbus Bechterew erkennen: Der Krankheitsverlauf
Typische Anzeichen für Morbus Bechterew sind über Monate anhaltende Rückenschmerzen. Diese sind in der Regel im nächtlichen Ruhezustand am stärksten und verbessern sich im Verlauf des Vormittags durch Bewegung. Typisch ist auch die morgendliche Steifigkeit der Gelenke. Die Entzündungsschübe können auch die Augen, die Sehnen, den Herzmuskel und die Darmschleimhäute befallen und beeinträchtigen.
Wenn die Krankheit weiter fortschreitet, kann sich die gesamte Wirbelsäule zunehmend versteifen und krümmen. Die Lendenwirbelsäule wird flach, im Bereich der Brustwirbelsäule bildet sich ein Buckel aus. Frauen mit Morbus Bechterew bleiben häufig über einen längeren Zeitraum hinweg besser beweglich und aufrechter als Männer. Für alle Patienten gilt: Die veränderte Körperhaltung vermindert nicht nur die Beweglichkeit, sie bringt auch Schmerzen mit sich und vermindert Lebensqualität und Wohlbefinden in erheblichem Ausmaß.
Wie stellt der Arzt die Diagnose?
Zur Diagnostik stehen mehrere Untersuchungen zu Verfügung. Bei Verdacht auf Morbus Bechterew erkundigt sich der Arzt nach den Beschwerden und Vorerkrankungen. Die Wirbelsäule wird untersucht und ihre Krümmung gemessen. Röntgenaufnahmen und eine Magnet-Resonanz-Tomografie liefern weitere Befunde. Häufig werden diese Untersuchungen durch eine Blutdiagnostik ergänzt. Bei vielen Morbus-Bechterew-Patienten befindet sich im Blut (auf der Oberfläche der weißen Blutkörperchen) ein spezielles Eiweiß.
Morbus Bechterew: Wirksame medikamentöse Therapien
Die gute Nachricht für Morbus-Bechterew-Patienten ist, dass die Krankheit gut therapierbar ist. Fünf wichtige Ziele sind es, die die Behandlung verfolgt:
- die Schmerzen der Patienten zu lindern
- die Beweglichkeit zu verbessern
- körperliche Funktionen zu erhalten
- die Arbeits- und Erwerbstätigkeit der Betroffenen zu erhalten
- die psychologische Betreuung zu gewährleisten
Um diese Ziele zu erreichen, kommen medikamentöse Therapien zum Einsatz. Es stehen heute hochwirksame Medikamente zur Verfügung, mit deren Hilfe ein schmerzfreies und bewegliches Leben ermöglicht werden kann. Betroffene berichten, dass sie sich dank der Medikamente gesund fühlen. Das Leben wird wieder ohne Einschränkungen gelebt, der Beruf kann wie gewohnt ausgeführt werden, das verdeutlicht auch ein Videobeitrag zur Morbus-Bechterew-Behandlung.
Bewegung – in der Krankengymnastikpraxis, in der Gruppe und zu Hause
Eine zweite wirkungsvolle Hilfe: Bewegung! Regelmäßige Krankengymnastik steht auf dem Programm, genauso wie ein therapeutisch ausgerichteter Bewegungssport in der Gruppe. Ein Vorteil dieser Aktivität: Man trifft Mitpatienten, kann sich austauschen, sich gegenseitig unterstützen und anspornen. Denn bei Morbus Bechterew gilt: Je regelmäßiger man sich bewegt, desto besser. Auch zu Hause kann gut geübt werden. Die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew e.V. stellt Patienten dazu umfangreiches Material zur Verfügung, unter anderem einen „Morbus-Bechterew-Gymnastik-Kalender“ mit passender CD. Patienten berichten, dass sie am eigenen Körper spüren, wie gut ihnen die Bewegungseinheiten tun. Da fällt es gleich nicht mehr so schwer, sich zum Üben zu motivieren.