Neue Männer braucht das Land

Aus der Kategorie ein Expertenbeitrag Beziehung, Frauen, Männer, Sexualität

Alte Männer - neue Männer? Welcher männliche Bewusstseinswandel prägt das beginnende Jahrtausend?

Was zeichnet den “alten Mann aus”?

  • z.B. unbewußte oder bewußte Einstellung: Mann sei besser als Frau
  • Idee von der überlegenen männlichen Tat- und Führungskraft bei gleichzeitiger “innerer” Abhängigkeit von der Frau (im Privatleben, Haushalt!, Mutterbindung!)
  • Außenorientierung überwiegt deutlich vor Innenschau
  • Übermäßiger Leistungsdrang, Karriere geht vor Privatleben
  • Immer möglichst Stärke demonstrieren, Schwäche zeigen ist tabu. Gefühle zeigen, insbesondere Weinen gilt als extreme Schwäche und muß somit vermieden und verdrängt werden.
  • Aufsteiger und Überflieger-Syndrom (siehe Ikarus): Höher, schneller, weiter ist die zentrale Devise. Tiefer, langsamer, näher wird kaum beachtet. Kollektiv-wirtschaftlich: Nur Aufschwung ist gefragt. Damit wird der Schatten der kollektiven Depression (siehe Weltwirtschaftskrisen, Arbeitslosigkeit) massiv genährt. Arbeitslosigkeit bedeutet dann absolute Sinnlosigkeit,weil Absturz. Das dauernde Höherwollen nährt eine stetige, lange unbewußte Angst vor diesem befürchteten Absturz.
  • Tiefer, langsamer, näher würde zur Folge haben: Mit Zeit und Achtsamkeit sich selbst, v.a. auch den Körper spüren. Sinnlichkeit, Genießen, Zeithaben wird somit zum Luxusgut. Körperspüren wird möglichst verdrängt, keine Zeit dafür. Zeiten von Nichtstun, Stille, Ruhe, Leere werden als Faulheit und Sinnlosigkeit abgewertet. Immer zielgerichtet sein ist das Motto.
  • Geist vor Seele und Körperlichkeit. Geistigkeit gilt dem alten Mann als wesentlich höher stehender und wertvoller. Wenn der Körper beachtet wird, dann wird er trainiert um nicht zu sagen: geschunden. Zärtlicher, sanfter, sparsamer Umgang mit dem eigenen Körper ist eher verpönt. Selbstbefriedigung wird dem alten Mann zum Schuldgefühl, ja zur Sünde.Obwohl doch das Wort das “Sich selbst zum Frieden bringen” in sich birgt…
  • Statt körperlicher Befriedigung verbale Potenz, ständiges Sprechen, Diskutieren, Schreiben, Redenhalten als verbale Potenzäußerung.
  • Auf der Körperebene sind immerhin noch Essen als orale Befriedigung und schnell erledigte Sexualität statthaft.
    Dennoch: Sexualität gilt dem alten Mann als eigentlich schmutziges Terrain. Obszönität, Abwertung des Homosexuellen und Pornographie als riesiger Wirtschaftszweig sind die Folgen dieser Körper/Geistspaltung.
  • Der Mißachtung des eigenen Körpers folgt die Mißachtung des kollektiven Körpers Erde. Umweltverschmutzung und rücksichtslose Ausbeutung von Pflanzen- und Tierwelt, Grund und Boden sind die Folge.
  • Unabgelöstheit von den Eltern, insbesondere von der Mutter, die einerseits gesellschaftlich idealisiert wird, während man sie auf der anderen Seite rücksichtslos ausbeutet, auch als Mutter Erde (s.o.). Diese Unabgelöstheit im Verborgenen führt zu Kindmännern, welche nach außen hin Dominanz und Kraft demonstrieren, im Inneren aber eigentlich noch Kind oder Pubertierender sind. Diese unreifen Männer richten kollektive Verheerungen an, da sie nicht wirklich, sondern nur scheinbar, Verantwortung tragen können (siehe viele Bsp. in der Politik).
  • Zwei zentrale Elternwunden:
    1. Der abwesende Vater
      Folge: zu geringe Identifikation mit männlichem Vorbild. Zweifelhafte Vorbilder können an diese Stelle treten, diese oft schmerzende Wunde füllen, aber eben nur kurzzeitig. Orientierungslosigkeit, Unklarheit über den eigenen Weg, den den Vater ist der archetypische Führer hin zum Eigenen.
      Falls Vater anwesend oder gar überdominant verhindert er den Weg zu Eigenen oft durch starre Einstellungen, wie der Sohn in der Gesellschaft zu funktionieren habe (v.a. wenn für den Vater selbst die Gesellschaft Elternersatz ist).
    2. Der Muttersohn
      Überidentifikation mit der Mutter als erziehendes Vorbild. Damit leicht Spaltung in Frau= Mutter oder Hure. Wenn die Mutter unbewußten oder offenen Männerhaß hat, identifiziert sich der Sohn mit der Ablehnung des Männlichen, lehnt damit also eigentlich auch sich selbst ab. Wird dieser Selbsthaß nach außen projiziert wird er auf Feindbilder gerichtet, die es mit aller Kraft zu bekämpfen gilt. Gewalt, Haß und Krieg sind damit Tür und Tor geöffnet. - Beziehungsebene wird als Kampfplatz verstanden. Keine Ahnung davon, dass es ein Tanz sein könnte!
  • Mißachtung des Kindlichen, da ja das eigene innere Kind massiv unterdrückt wird. Gesellschaftliche Folgen: Wenig Raum für Bedürfnisse von Kindern wird geschaffen, Kinder werden gar misshandelt oder missbraucht, spiegeln so den ständigen Mißbrauch des männlichen inneren Kindes wieder.
  • männliche Rivalität, statt Solidarität. Letztere wird am ehesten noch in Vereinen oder Gremien erlebt, zumindest als Sehnsucht danach. In Realität werden auch diese Männergremien durch Neid, Intrigen und versteckten Konkurrenzkampf demontiert (siehe Parteienlandschaft).
  • zu wenig Bewußtsein für Kommunikation. Daher werden Freundschaften auch nur nachlässig gepflegt. Kumpanei statt wirklich tiefer Freundschaft. Lang andauernde oder gar vielfältige Freundschaften unter Männern bleiben die Ausnahme.

Was sind die Tendenzen des “neuen Mannes”?

  • Kein Bewerten von Körper oder Seele, Ausgewogenheit der drei Ebenen Körper, Seele, Geist
  • Animus/Anima-Ausgewogenheit, “Tanz der Geschlechter”, Entwickeln der eigenen Weiblchkeit ohne dabei stehenzubleiben (“Softie”)
  • Beziehung und Familie als Ort der Selbst-Erfahrung durch Sich Hinterfragenlassen, durch Ernstnehmen von Partnerin und Kind als Spiegel seiner selbst
  • Intensive Arbeit an der Elternablösung, damit eröffnet sich ein Freiraum für die Frage: Wer bin ICH, was ist mein wirklicher Weg, mein Ruf, meine Bestimmung?
    Die Tiefenpsychologie spricht sogar von “Mutter- und Vatertötung” (Tötung der fixierten inneren Elternbilder)
  • Einsatz für Kulturraum, Staat und Gesellschaft, ohne von all dem abhängig zu sein, bei gleichzeitigem Mut, dort neue, kreative Impulse einzubringen
  • Der neue Mann ist ein Suchender, einer, der sich Sinnmodelle nicht mehr vorsetzen läßt, sondern dem Ruf seiner inneren Stimme folgt. Er muß dazu den eher weiblich besetzten Sinn für Intuition geschult haben.
  • Er geht bewusst einen zweifachen Initiationsweg als Mann unter Einbeziehung des “Wilden Mannes”
  • Er ringt um Intensität, Wahrhaftigkeit, Ekstase, echte Spiritualität . Damit wird er zu einer authentischen, nicht aufgesetzten Führungspersönlichkeit und Autorität, die sich aus inneren Quellen speist.
  • Er steht zu seiner Verletzlichkeit und Unvollkommenheit. Er gesteht sich zu, auch Fehler machen zu dürfen, die ihn immer wieder zutiefst weiter bringen! Und somit steht er in engem Kontakt mit seinem inneren Kind (“Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…”)

Hingewiesen wird zuletzt insbesondere auf Robert Bly´s Buch: “Der Eisenhans” (Ein Märchen als männlicher Initiationsweg)


Letzte Änderung: 08.10.2018

Trosbach Heilpraktiker, initiatischer Therapeut, Astrologe, Musiker, Körperpsychotherapeuten Zell

Heilpraktiker, initiatischer Therapeut, Astrologe, Musiker, Körperpsychotherapeuten Martin, Susanne Trosbach
93199 Zell

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