Schamanismus & Kunst

Schamanismus


Meine Bilder sind aus einer anderen Welt - meine Welt besteht aus anderen Bildern.

Öffne die Türen der Träume, die Schleusen des anderen Bewusstseins, die Schlösser der geheimen Eingänge in Höhlen, unter Wurzeln und Gänge, mache dich auf die Reise mit Flügeln, reiße die Wände deiner Häuser und deiner festgefügten Vorstellungen ein und wandere in die Höhen der heiligen Berge, und wenn du zurück kommst, dann sei und schaffe ein Zeugnis davon in Bild, Wort und Ton.

Als Eingeweihter bringst du zu Tage, was verborgen war hinter den Nebeln der Moore und den Flechtenbärten der Lorbeerwälder und hebst in das Bewusstsein der mitreisenden Zeitgenossen, was unter den Moosen und Beeren im Gedächtnis der Zeit vergraben war. Du sammelst die Kristalle, die aus den flüssigen Kindern der Tränen gewachsen sind, und bewegst mit den Federn der großen Vögel die Luft zu wogenden Winden. Vom Gewitter bedrohte Hochzeiten finden im Sonnenlicht statt und trockene Ebenen werden von leichtem Regen benetzt. Die Trauergesänge am Grabe tropfen im den Laut dämpfenden Nebel gegen die dicken, schwarzen Mäntel.

Dann schlagen aus den Wellen des dunklen Ozeans die Wogen der Erkenntnis und die Wolken brechenden Blitze der Wehmut hervor. Schreie der Männer werdenden Knaben prallen an den Schneeflocken, die die Geisterheimat in den fernen Bergen verbergen, zurück und bilden zackige Gebirge der Stimmen der Initiierten im stürmenden Eismeer.

Die Herzen flackern im Schein glühender Kohlen, die nur der Schamane für andere aus dem Feuer holen kann. Schwarzes Gestein, das die Oberflächen des Frostes am einzigen der warmen Sonnentage durchbrochen hat und die leuchtend blauen aus der kurzen Schmelze hervorgesprungenen Blüten verdrängt. Von Schrunden der Werkzeuge zur Lederbehandlung gezeichnet, von Schnittwunden durch die prall gespannten Angelleinen durchfurcht, von Brandflecken des offenen Feuers verfärbt, mit den Farben der Himmelsrichtungen bemalt, gräbt sich die Hand des Einen in der Geschichte zurück bis auf den Boden der Mythen, bis sich das Jenseits verfärbt und die zittrigen Bahnen von gelben und orangen Lichtern in den nächtlich erhellten Himmel ziehen und die schwer unterscheidbaren Wege von Bestimmung und Vorhersehung in den unbekannten Grund des Universums schreiben. Schreie der himmelwärts ziehenden Kraniche, das Heulen der Mond fressenden Wölfe, das leise Zittern der Espenblätter und die zähe Ruhe des Mondes buhlen um die Vorherrschaft in lautloser Nacht, die von den klagenden Lauten der Füchse und dem Raum erfahrenen Buhu der Eule durchdrungen wird.

Unterdessen die Hand des Anderen, gütig der formenden Hand, mit ihren Schwielen und Hornhäuten, Halt und Widerstand leistend, die mit Gebeten und Gesängen behauchte Spinnfäden von Märchenleinen wirkenden Mädchen aus der zersprengten Luft sammelt und in fast verloren geglaubter Manier über die offenen Flüsse wirft, bis sich die Wurzeln und Halme der dauernden Quecke in den Enden der Schnüre verfangen und aus ihnen millionenfach zu Sternfeuern entfachte Funken des Großvaters Feuer und des Väterchens Flamme sprühen. Diese vergehen in der schwarzen Feuchte der Nacht ebenso schnell, wie die Wesen, die dennoch auf den ebenso glitzernden, lebendig strahlenden Eiskristallen in die Sichtbarkeit einer anderen Wirklichkeit entlassen werden. Vor deren Ende den mitfühlenden Wesen graut, und tausende anderer bewusstlos oder zielstrebig, und man weiß nicht vor welchen man sich mehr fürchten müsste, daran gehen und diese Wirklichkeit ein für allemal zu vernichten suchen.

An anderen Orten, zu anderen Bedingungen, sehen schlaftrunken aus den Blüten und Früchten eines ozeanischen Baumes die Knaben und Mädchen nach scheinbar ewig währender Nacht und kurzem Schlaf und wilden Träumen durch die ungeöffneten, rosa und hellblau durchleuchteten Augenlider in die Neue Welt. Fernab jeder Insel, schon gar nicht der Seligen, und die himmlischen Doppelgänger der schwarzen Himmel und weißen Nächte, der feurigen Tage und sprachlodernden Schöpfungsstunden, erkennen ihre Ebenbilder in den Zeugnissen aus Pigmenten von Blut, Kohle, Kalk und Knochenleim, Malachit und zerstoßenem Lapislazuli und Nerzsekret. Die von Fruchtwasser entleerten Ohren hören, lauschen, strecken ihre Sinne in die Weite des Raumes und ziehen mit neuem Sinn aus der Stille der Leere das Gurgeln des eigenen Blutes und die Schluckbewegungen der Kehle. Der Körper entfacht mit seinen Resonanzräumen der Knochen und Sinne eine neue Musik, die tausendfach zurück klingt mit den Stimmen der Ahnen, die die Zukunft bevölkern. Die vollschwingenden Drehungen der Planeten tönen in die Endlosigkeit hinaus und werden als Echo des Anhauches der Schöpfung in mehrfach breit hin gestreuten Lauten wiederholt und zurückgeworfen. Das innere Auge entzündet sich an den Farben, rauschvoll und kann kaum dem Wechsel der Formen und Muster folgen, die vom Wasser und vom Himmel ausstrahlen und den Körper durchdringen mit der Essenz der Farben und der Substanz des Wissens.

Und das alles mitten in einem Atelier, mitten in der Stadt, Lärm umtost, von Dreck und Abgasen umgeben, von Stadtcafes und Baulärm, nächtlichen Discobesuchern und dem schweren Donnern der Milchlaster über die Abflussdeckel in der Straße, dort öffnen sich die Wände durch die schamanische Arbeit, überschreitet das Bewusstsein Zeit und Raum, Ebenen der Existenzen, fragwürdige Sicherheiten gehen verloren, die Füße am Boden, den Kontakt haltend um zurückzukommen. Aber auch im ländlichen Studio mit den Maishächslern, die nachts beleuchtet wie Militärfahrzeuge und ebenso martialisch lärmend, tagelang diesen Bewusstseinsstrom untermalen, während der Wolf, mein Freund, seine breiten Spuren in den feuchten Grund des Waldquells drückt und Jäger mit Nachtgläsern dessen lebendiger Gegenwart nachspüren, öffnet sich weiter der Horizont der magischen Welt und die Vertikale des spirituellen Aufstiegs. Mein konzentrierter Blick der Abwesenheit fällt in die Weiten der Gleichzeitigkeit. Leitern führen in Höhen zu Lehrern und Emanationen und das Eintauchen in die Wässer führt in die Städte und an Stätten vergangener Zukünfte, vernichteter Kulturen, neugeborener Wesen, lebendige Entfaltung, drohende Explosionen, Entstehung von Welten, vergehende Systeme, die in der Ferne ihren immer dünner werdenden Dunst als Schweif in den Räumen verglühen lassen. Die Energien überschreiten ihre Begrenzungen, die Farben verlassen den Raum, die festgeschriebenen Figuren verändern sich und wachsen mit und zusammen mit den Pflanzen und Tieren, die dann zurückkommen in den farbverspritzten Wald aus Keilrahmen und Papier, aus Pinseln und Stiften, von Trommeln und Weihrauch, in die Mitte der Wiederbelebung durch das schamanische Ritual. Und die schamanische Trommelgruppe bricht jede Woche neu auf zu einer Expedition in die tiefen Bergwerke des eigenen Inneren und hebt dort die vor sich selbst versteckten Schätze und teilt und gibt weiter, was an Wissen und Erfahrung, an Bildern und aus den anderen Sinnen zu ihnen strömt.

Schamanische Reisen, Bilderbögen der Sehnsucht, Erinnerung und kreative Schöpfung. Belebung und Vitalisierung des Tages und Wachkraft für die Nacht. Ein Weg, fertig träumen, aufwachen, bewusst werden, ein Weg, mehrere Weg, Weglosigkeit, Bahnungen durch Unterholz, über Felsen, quer durch den Hinterhof der verlassenen Fabrik hinunter in die Katakomben der Stadt die hinausführen zwischen die grün und blau leuchtenden Lichter der kleinen Wesen mitten in den Krüppelwald, fern und doch nah.


Letzte Änderung: 10.10.2018

Regensburger Schamane - Heilpraktiker - Künstler Grabenstätt
Die Autorin / der Autor ist inhaltlich verantwortlich.
Schamane - Heilpraktiker - Künstler Dipl.Ing. Shaman-Willee Regensburger
83355 Grabenstätt

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