Antiker Heilschlaf - Gesund werden im Schlaf
Luft, Wasser, Nahrung und Schlaf sind die Quellen unserer Gesundheit. Bekannte Schlafforscher, wie William Demant in den USA oder Karl Hecht in Deutschland sind davon überzeugt, dass unsere Gesundheit zu 90 Prozent von einem erholsamen Schlaf abhängt.
Die Menschen wussten durch Erfahrung, wie wichtig Schlaf vorbeugend und heilsam bei Krankheiten ist. Dieses Wissen gerät in Vergessenheit. Unterstützt wird dieser Prozess von Pharamakonzernen, deren Werbung suggeriert, dass mit der Einnahme der richtigen Tabletten, das Leben trotz Krankheit seinen gewohnten Gang nehme.
Aus der theurgischen Medizin (Entstehung und Heilung einer Krankheit wird einer übernatürlichen Kraft zugeschrieben), entwickelte sich in der Antike eine religiös geprägte Heilweise, in deren Mittelpunkt Schlaf und Traum standen. Da Krankheiten auf göttliche Fügung zurückgingen, konnten sie auch nur durch eine Gottheit geheilt werden. Der Gott der Heilkunst Asklepios, lat. Aesculapius, dt. Äskulap, war der Namensgeber der Heiligtümer, in denen der Heilschlaf praktiziert wurde. Die Asklepieen entstanden an klimatisch und hygienisch günstigen Orten und waren ganzheitliche Zentren für Körper, Geist und Seele. In Epidauros (Griechenland) befand sich das bedeutsamste Asklepion. Ausgrabungen und deren steinerne Zeugnisse geben uns heute eine genauere Vorstellung über den Ablauf einer Heilkur.
Zur seelischen Reinigung mussten die Besucher fasten, gefolgt von rituellen Waschungen. Die Reinigungszeremonie wurde durch Musik begleitet und die Wirkung dürfte durch die im Tempel anwesenden Schlangen noch verstärkt worden sein. Daran anschließend wurden dem Gott Asklepios Opfer dargebracht. Die so gereinigten und weiß gekleideten Patienten durften dann in das Abaton (Allerheiligste, das Unbetretbare). Dort begann der eigentliche Heilakt. Im Traum, während des Heilschlafs, erschien den Kranken ein Heilgott, von dem sie erfuhren, welche Heilmethode die geeignetste sei. Der Patient war verpflichtet den Traum schriftlich niederzulegen und den Priesterärzten zu übergeben. Die daraus entwickelten Therapien bestanden z.B. aus Fasten- oder Wasserkuren, Gymnastik, aber auch aus operativen oder medikamentösen Verfahren. Ein weiterer Bestandteil der Therapie war das kulturelle Angebote wie das 12.000 Personen fassende Theater, eine Bibliothek oder ein Sportstadion.
Der Glaube an die Heilung ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Die durch Glauben wirksam werdenden Kräfte sind nicht vergleichbar mit dem bekannten Placebo-Effekt, da sie sich auf eine über das eigene ich hinausreichende Wirklichkeit bezieht.
Durch die Inszenierung wurde der Patient in einen Zustand versetzt, der besondere psychische Kräfte freisetzte. Dazu kam, dass sich die Kranken selbst unter einen starken Erfolgsdruck setzten – der ganze Aufwand der Reise kann doch nicht vergeblich gewesen sein!
Die Methode des Heilschlafs hielt sich in Mitteleuropa bis ins Mittelalter. Die christliche Religion ersetzte die Götter Asklepios oder Hygieia durch Heilige wie Damina oder Thekla. Die Asklepien wurden zu Kirchen umgebaut.
In der modernen Medizin wird der Heilschlaf in Form eines künstlichen Komas wiederaufgegriffen. Hier zeigen sich die Heilkräfte, die im Schlaf freigesetzt werden können.
Anfang 2011 wurde die Gesellschaft für Heilschlaf-Hypnose e.V. gegründet, die hinsichtlich ihres Namens eine Anleihe beim erfolgreichen antiken Heilschlaf nimmt und dadurch gekennzeichnet ist, dass Hilfesuchende ihre Lösung selbst erträumten.